Zukunft des Spiegels: Zoff beim Spiegel geht weiter

Auf die nächste Ausgabe des Nachrichtenmagazins Der Spiegel darf man gespannt sein. Wegen einer aufs Cover geklebten DVD muss die Produktion bereits am Freitagabend abgeschlossen sein. Doch seit Mittwoch, als die Redakteure des Magazins erfuhren, dass alle Ressortleiterstellen neu ausgeschrieben werden, und zwar zeitnah und auf einen Schlag, wie ihnen am Abend gesagt wurde, wird an der Ericusspitze mehr konferiert, debattiert und beratschlagt als am Heft gearbeitet.

Die Redaktion hatte Klärungsbedarf am Mittwoch, doch Chefredakteur Büchner nahm an der Zehn-Uhr-Konferenz nicht teil. Er lud die Ressortleiter von Print und Online für 18 Uhr ein. Dort wollte er sein Konzept vorstellen. Überraschend brachten die Print-Ressortleiter die gesamte Redaktion mit. Doch an denselben Tisch mit Büchner und Geschäftsführer Ove Saffe wollte sich außer den Onlinern keiner setzen. Lieber drängelten sie sich stehend und kauernd auf dem Boden und Fensterbänken. Daraufhin bat Büchner auch alle Online-Redakteure zu kommen.

Zukunft liegt im Digitalen

Die Zukunft des Spiegels liege im Digitalen, sagten Büchner und Saffe. Daher sollen die künftigen Ressortchefs sowohl für Print als auch Online zuständig sein. Wer aus der Redaktion von Spiegel Online Ressortleiter wird, bekomme einen besser dotierten Vertrag des Spiegel-Verlags, sagten sie. Die einfachen SpOn-Redakteure bleiben schlechter gestellte Angestellte der Tochterfirma SpiegelNet.

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Mit „Bildung“, „Zeitgeschichte“ und „Netzwelt“ kündigte Büchner neue Ressorts an. Andere sollen zusammengelegt werden: „Deutschland 2“ mit „Panorama“, „Gesellschaft“ mit „Storytelling“, die Kultur mit dem Kultur-Spiegel. Als Chefin von Letzterem soll dem Vernehmen nach Marianne Wellershoff vorgesehen sein. Sie ist Geschäftsführerin der Mitarbeiter KG, der die Hälfte des Verlags gehört, und unterstützt Büchner.

Offen ist, wie sich die fünfköpfige KG-Spitze verhalten wird. Zwei sind dagegen, zwei dafür, einer überlegt noch. Seit Donnerstag kursieren in der Redaktion Unterschriftenlisten, auch der Betriebsrat hat einen Brief geschrieben. Beides ist an die KG adressiert mit der Bitte, Schaden vom Spiegel zu nehmen und das Vorhaben, das Büchner und Saffe skizziert hätten, abzuwehren.