Berlin-Während die Frage nach der Verhältnismäßigkeit bei Einschränkungen von Verfassungsrechten im Zusammenhang mit der Coronakrise immer lauter diskutiert wird, ist in anderen Politikfeldern eine gewisse Zurückhaltung zu beobachten. Wer will sich schon den Vorwurf gefallen lassen, zum falschen Zeitpunkt in den Debattenring gestiegen zu sein, in dem um Finanzen, Personalien und Richtungsentscheidungen gerungen wird.

Das gilt insbesondere für die Kulturpolitik, in deren Namen die Verwaltungen mit Hochdruck daran gearbeitet haben, die Soforthilfen für notleidende Künstler und Institutionen zu organisieren – auf dass ein funktionierender Kulturbetrieb über den Tag hinaus gesichert werde.
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Sehnsucht nach politischer Reibung
Als vor ein paar Tagen schwarzer Rauch über dem Humboldt-Forum aufstieg, verwies dies nicht nur auf den Ausbruch eines schnell wieder gelöschten Feuers auf der Baustelle. Vielmehr schien es ein Signal dafür zu sein, dass hinter den Kulissen weitergearbeitet wird. Es gibt ein Leben nach Corona. Kann es sein, dass Kultursenator Klaus Lederer sich nach kulturpolitischer Reibung sehnt? So jedenfalls kann man seine über ein Interview verbreitete Spekulation zur geplanten Eröffnung des Humboldt-Forums im September verstehen. „Ob das Humboldt-Forum im Herbst dieses Jahres eröffnet, wage ich zu bezweifeln“, sagte Lederer der Berliner Morgenpost.
Natürlich liegt mit Blick auf das Berliner Bau- und Planungswesen nichts näher als der Zweifel an zeitgerechten Fertigstellungen. Das Humboldt-Forum sollte ohnehin nur kurz eröffnet werden, um dann in aller Ruhe den Baustellenbetrieb wieder aufnehmen zu können. So hat man es ja auch schon bei der Staatsoper Unter den Linden gehalten. Nun aber wirkt Lederers Äußerung wie ein sehnsüchtiger, letztlich aber verpuffender Versuch, endlich wieder politische Botschaften in den öffentlichen Raum zu entlassen.