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Seit über zehn Jahren besucht Heinrich Rech Antiquariate. Und immer hat er es nur auf eines abgesehen: auf wertvolle Kupferstiche. In ganz Deutschland hat der Kunstdieb bislang Stiche im Wert von rund 500 000 Mark gestohlen. Vergangene Woche tauchte er wieder in Berlin auf.Die Masche des Diebes ist immer gleich. Der Mann aus Hessen, der unter wechselnden Namen auftritt, kauft zunächst bei den Antiquariatshändlern ein und erschleicht sich so deren Vertrauen. Wenn ihn die Händler danach unbeobachtet im Laden herumwühlen lassen, steckt er Kupferstiche in sein präpariertes Jakkett nur die wertvollsten. Die teilweise über 400 Jahre alten Stiche, die häufig Landkarten abbilden, sind oft mehr als 10 000 Mark wert.Allein in Berlin hat Heinrich Rech in den vergangenen Jahren sieben Antiquariate beklaut obwohl die Polizei schon vor einem Jahr an alle Händler Fotos des Kunstdiebs verteilt hat. Allerdings wechselt der Dieb sein Aussehen manchmal kommt er mit Bart, dann wieder mit Brille.Beim Antiquariat Wolfgang Staschen an der Potsdamer Straße hat er 1996 einen Kupferstich geklaut. Im April 1997 tauchte er wieder auf, aber der Händler erkannte ihn nicht. "Erst nachdem ich den Diebstahl entdeckt hatte, kam ich wieder auf das Gesicht des Mannes", sagt der Ladenbesitzer. Dreist wollte Rech das geklaute Bild beim Antiquariat Hoffmann am Kudamm wieder verkaufen. Als eine Angestellte unauffällig die Polizei verständigen wollte, verschwand Rech. Oft tauchen die geklauten Bilder bei Auktionen wieder auf. Erfährt die Polizei davon, wird die Hehlerware beschlagnahmt.Die Fahnder nehmen an, daß Rech mit einem gut funktionierenden Hehlerring zusammenarbeitet, der das Diebesgut verkauft. Die Mittelsmänner geben dann bei Versteigerungen an, die Ware auf Flohmärkten erstanden zu haben. Der Schaden für die Antiquare beläuft sich bei den 20 in ganz Deutschland angezeigten Diebstählen auf über 500 000 Mark. Im Antiquariat Struck im Nikolaiviertel hat der Dieb den bislang größten Schaden in Berlin angerichtet. "Die Bilder hatten einen Wert von über 90 000 Mark", sagt der Vertreter des Geschäftsführers, Christoph Grothe. Weil der Seriendieb jüngst wieder in verschiedenen Berliner Antiquariaten aufgetaucht ist, fahndet die Polizei nun intensiv nach Rech und nimmt Hinweise unter der Rufnummer 69 93 85 42 entgegen. mg