KZ-Außenlager Sachsenhausen: Geschichts-Aufarbeitung kommt voran: "Mörder sind nicht darunter"

Königs Wusterhausen. Ein düsteres Kapitel KWer Stadtgeschichte soll erhellt werden. Dabei geht es um das KZ-Außenlager Sachsenhausen und um die KWer Zwangsarbeiterlager im Zweiten Weltkrieg. Die Anregung zur Aufarbeitung stammt von Bürgermeister Jochen Wagner (SPD).Inzwischen sind die Geschichtsermittlungen angelaufen. Es gibt Erfolge bei der Suche nach aussagekräftigem Material. Als besonderen Glücksfall bezeichnet der städtische Pressesprecher Gottfried Grohmann die Bereitschaft von David Grünstein, einst Häftling im KZ-Außenlager, als Zeitzeuge an der Aufarbeitung mitzuwirken. Grünstein war am 26. April aus Tel Aviv kommend Gast einer Gedenkfeier der Stadt gewesen.Bisher, so Grohmann, habe es lediglich die Informationen des zu DDR-Zeiten bestellten Ortschronisten Ernst Piehl gegeben. Der wußte zwar um das KZ-Außenlager, doch die zur Verfügung stehenden Informationen waren dünn. Nur wenige wußten, was wirklich innerhalb der Umgrenzung des Außenlagers geschah. Auch gab es widersprüchliche Angaben. So ist davon die Rede, daß es neben dem KZ-Außenlager zwei oder fünf Zwangsarbeiterlager für Reichspost und -bahn gegeben hat. Bewiesen sind bisher lediglich die Lager Krebssee und Hafen.Erkenntnisse aus den 60er Jahren, als der DDR-Generalstaatsanwalt ein Amtshilfeersuchen an bundesdeutsche Behörden stellte, liegen in Sachsenhausen. "Ihre Veröffentlichung ist nicht möglich", sagt Grohmann, "weil in den Unterlagen die Namen von Verbrechern stehen, die heute noch in Deutschland leben." Menschen, die gegen die Menschlichkeit verstoßen und Gefangene gequält haben. Mörder, sagt Grohmann, seien nicht darunter. Viel Material ist das noch nicht. Deshalb verspricht sich Grohmann viel von David Grünsteins Hilfe. Der weiß um das Außenlager aus leidvoller Erfahrung und will Kontakte zu früheren Mithäftlingen einbringen. Die Verwaltung kann die Aufarbeitung allein nicht schaffen. Grohmann: "Dazu fehlen uns die Leute." Doch weil das Interesse der Stadt groß ist, will der Leiter der Gedenkstätte Sachsenhausen, Dr. Morsch, versuchen, eine ABM-Kraft dafür zu bekommen. Eigene Erkenntnisse über die genaue Lage aller Einrichtungen erhofft sich Grohmann von den Vergrößerungen der amerikanischen Luftaufnahmen von Mitte März 1945. Eine Skizze des Lagers, die David Grünstein angefertigt hat, als er vor einem Monat KW besuchte, bietet einen ersten Anhaltspunkt. +++