Berlin-Die Schule hat wieder angefangen. Und zunächst können sich alle Lehrer und Schüler freuen: Dass sie im Moment auf die Corona-Maßnahmen verzichten können, die ihnen in den vergangenen zweieinhalb Jahren das Leben schwer gemacht haben. Noch müssen die Schüler keine Masken tragen, sie können ihre Freunde lachen sehen und die Lehrer müssen nicht ständig gegen das Gefühl der Erstickung anreden.
Auch das Ritual der Testung – mit dem einträchtigen Nasebohren am frühen Morgen – fällt nun erst mal weg. Und die Klassenlehrer können morgens sofort in den Tag starten.
Diese Erleichterungen sollten uns aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass das Berliner Bildungssystem auch im Schuljahr 2022/2023 erneut vor großen Herausforderungen steht. Denn die allermeisten Kinder und Jugendlichen tragen immer noch schwer an den Folgen der Pandemie. Die jüngsten Vera-Ergebnisse haben gezeigt, dass die Lese- und Rechenfähigkeiten der schwachen Berliner Schüler noch einmal deutlich abgenommen haben. Und auch die seelischen Turbulenzen sind bei vielen noch lange nicht vorbei.
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5000 Flüchtlinge, zu wenige Schulplätze, zu wenig Lehrer
Außerdem sind die Berliner Schulen stark damit beschäftigt, ca. 5000 ukrainische Flüchtlingskinder zu integrieren und ihnen – mitten im Exil und in dem Wissen um die verzweifelte Lage in ihrer Heimat – ein Gefühl von Stabilität zu geben. Die ohnehin stark anwachsenden Schülerzahlen in der Hauptstadt sind seit Kriegsbeginn noch einmal sprunghaft nach oben gegangen. Dass man zu Schuljahresbeginn allen einen Platz anbieten konnte, liegt auch daran, dass es in die Klassen voller und enger geworden ist.
Auch müssen viele Schulen täglich mit dem Lehrermangel kämpfen – rund 875 Vollzeitstellen fehlen in diesem Jahr. Alle, die am Bildungsgeschehen beteiligt sind, Lehrer, Eltern, Schulleitungen und Bildungsverwaltung, sollten in dieser Ausnahmesituation zusammenstehen – und mit großer Ungeduld ans Werk gehen, um die Probleme lösen.