Berlin-Corona bringt den größtmöglichen digitalen Modernisierungsschub in den Schulalltag. Da die Schüler nicht in die Schule dürfen, müssen sie zu Hause lernen. Viele Lehrer helfen dabei per Videounterricht aus dem heimischen Arbeitszimmer. Eine Internetplattform des Senats namens Lernraum hatte vor Beginn der Corona-Krise pro Tag 50.000 Zugriffe, nun sind es 1,5 Millionen.

Auch die Gewerkschaft sagt, dass die Lehrer – meist in Eigeninitiative – in fünf Wochen mehr erreicht haben als jede Expertenkommission für Digitalisierung innerhalb von fünf Jahren. Das ist gut, das ist wichtig, das ist lobenswert. Denn es zeigt den Einsatz der Lehrer für ihre Schüler.
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Doch es ist nur ein Teil der Realität. Leider. Zum einen muss nun massiv in den Schulen nachgerüstet werden, denn dort ist die Ausstattung mit Computern meist sehr weit entfernt von der in vielen Kinderzimmern. Und es gibt tatsächlich Schulen in Berlin, in denen sich Sekretärinnen bislang weigern konnten, das Verschicken von E-Mails zu erlernen. Und es gibt nicht nur technisch gut ausgestattete Mittelstandsfamilien, sondern auch Eltern mit vier Kindern, aber nur mit einem Computer - der dann auch beim Lernen hart umkämpft ist.
Zudem ist das „E-Schooling“ eher etwas für die oberen Klassen. Bei Grundschülern wollen viele Eltern und Lehrer im Alltag ja gerade verhindern, dass die Kleinen zu früh internetaffin oder gar -süchtig werden.
Außerdem kann kein Internet die Lehrer ersetzen. Werte und soziales Verhalten lernen die Schüler nur in der Auseinandersetzung mit anderen. Eine echte Prügelei auf dem Schulhof ist nicht nur sehr viel schmerzhafter als eine Ballerei auf dem Handy – die Auseinandersetzung mit den Lehrern nach einer Schlägerei ist auch noch sehr viel lehrreicher.
Und nicht zu vergessen: Viele Lernprogramme im Netz funktionieren nur deshalb so phänomenal, weil die Kleinen nach ein paar gelösten Aufgaben natürlich auch noch eine Weile daddeln dürfen.