Deutscher Kita-Preis geht nach Spandau

Das Bildungsnetzwerk Heerstraße Nord will die Lebenschancen der Kinder im Quartier verbessern. Der mit 10.000 Euro dotierte Kita-Preis soll dabei helfen.

Einer der Preise beim Deutschen Kitapreis 2020 ging an das Bildungsnetzwerk Heerstraße Nord. Bundesministerin Franziska Giffey überreichte einen Scheck über 10.000 Euro.
Einer der Preise beim Deutschen Kitapreis 2020 ging an das Bildungsnetzwerk Heerstraße Nord. Bundesministerin Franziska Giffey überreichte einen Scheck über 10.000 Euro.Berliner Zeitung/ Volkmar Otto

Berlin-Zum dritten Mal wurde der Deutsche Kita-Preis verliehen, der herausragende Kita-Arbeit in Deutschland sichtbar machen will. Es werden einzelne Kitas  und sogenannte Bündnisse – also die Zusammenarbeit von Kitas mit dem Quartiermanagement, mit den Jugend- und Gesundheitsämtern, den Kinderärzten und Kita-Sozialarbeitern – ausgezeichnet.

Das Bündnis „Bildungsnetz Heerstraße Nord - AG Frühe Förderung“ gehört zu den Preisträgern des Deutschen Kita-Preises 2020. Die Initiative hat sich gegen rund 1500 Bewerber durchgesetzt und einen zweiten Platz in der Kategorie „Lokales Bündnis für frühe Bildung des Jahres“ belegt. Sie hat folgende Projekte zum Erfolg geführt: Zunächst wurden Kita-Sozialarbeiter eingeführt, die sich vor allem an die Eltern wenden und sie in lebenspraktischen Fragen unterstützen. Sabine Clausen erzählte, dass sie zum Beispiel gefragt wird: Wie man Kindergeld beantragt, welche Verhütungsmethoden gut funktionieren oder wie man einen günstigen Schreibtisch für die Einschulung der Tochter findet.

Außerdem wurde in einem der Hochhäuser des Viertels eine „Offene Familienwohnung“ eingeführt. Dorthe Kreckel erzählte, dass Eltern und Kinder dort hingehen können, um durch praktische Anschauung zu lernen, wie man Familienleben gut gestaltet: Wie man Gemüse kocht, wie man bastelt oder Hausaufgaben macht mit den Kindern.

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Das Bildungsnetz kann sich jetzt über 10.000 Euro freuen, der Scheck wurde am Freitag vor Ort gefeiert, in der Obstallee 22e. Eine kleine Wiese zwischen Plattenbauten, nicht weit vom lärmenden Verkehr der Heerstraße. Ein Zelt, bunte Ballons wehen an den Zäumen. Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey und auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres sind anwesend. Giffey betont, wie wichtig es sei, dass „jedes Kind es packen kann“ – und Scheeres gelobte, nicht nachzulassen beim Kita-Ausbau in der Hauptstadt. Gerade in Spandau fehlen im Moment mindestens noch 500 Plätze. Die beiden Politikerinnen loben das Engagement und die großartige Arbeit der Menschen, die jetzt mit dem Preis geehrt werden.

Der Kinderarzt Wilhelm Geilen, zuständig für Schuleingangsuntersuchungen, sagte, dass etwa 70 Prozent der untersuchten Kinder im Bereich Heerstraße Nord selbst an einfachen Sprachtests scheitern. Zum Beispiel, wenn es darum geht, den Plural von Worten wie Baum oder Katze zu bilden. Einmal hat er ein fünfjähriges Mädchen untersucht, das mit fünf Jahren im Buggy zur Untersuchung gefahren wurde, kaum laufen, kaum sprechen konnte, noch nie eine Kita besucht oder einen Stift in der Hand gehalten hatte. Umso wichtiger, dass diese Kinder schon früh in ihrem Leben auf herzliche und tatkräftige Menschen treffen, die ihnen helfen, ihren eigenen Weg zu gehen.