Warum die Schulverwaltung keine Werbung machen will

400.000 Euro stehen in Berlin bereit, um das Image der beruflichen Bildung aufzupolieren. Abgeflossen ist davon noch nichts.

Im Baugewerbe werden noch dringend Auszubildende gesucht (Symbolbild).
Im Baugewerbe werden noch dringend Auszubildende gesucht (Symbolbild).Bernd Wüstneck / dpa

Berlin-So viel schönes Geld, und keiner verwendet es: Das gilt im Berliner Schulbereich nicht nur in puncto Digitalisierung oder Schulbau, wo vorhandene Mittel wegen Bearbeitungsstau in den Behörden oder schlechter Kommunikation nicht abgerufen werden. Wie nun eine parlamentarische Anfrage der FDP-Abgeordneten Maren Jasper-Winter ergab, stockt es auch in der Werbung: Von den 400.000 Euro, die die Senatsschulverwaltung für das Haushaltsjahr 2020/2021 für eine Imagekampagne in Sachen Berufsbildung eingestellt hat, ist bislang kein einziger abgeflossen.

Jasper-Winter, Fraktionssprecherin für die berufliche Bildung, kritisiert das scharf: „400.000 Euro stehen seit Beginn des Jahres für eine Imagekampagne zur Steigerung der Akzeptanz von Aus- und Weiterbildung zur Verfügung. Geschehen ist bisher nichts. Dabei müssen wir in einer Krise dringend bei jungen Menschen für eine Ausbildung werben.“ Sie erwarte eine stadtweite Kommunikationsoffensive, sagte Jasper-Winters. „Wer jetzt nichts tut, verspielt die Chancen einer ganzen Generation von Schulabsolventen und verschlimmert den Fachkräftemangel.“

Die Senatsschulverwaltung verteidigt sich: „Wir werden dieses Geld ausgeben, wahrscheinlich eher noch mehr“, sagte ein Sprecher der Berliner Zeitung am Mittwoch. Eine Ausschreibung für die Organisation der Imagekampagne laufe inzwischen, und geworben werden soll auch noch dieses Jahr. An der Kampagne sind laut der Antwort der Senatsschulverwaltung an Jasper-Winter auch mehrere Verbände wie die Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK), die Handwerkskammer Berlin und die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg beteiligt. Laut dem Sprecher befinde man sich auch nicht im Verzug mit der Kampagne – obwohl die Mittel seit Anfang des Jahres zur Verfügung stehen und sie „Jugendliche in der Phase des Abschlusses motivieren soll, eine duale Ausbildung aufzunehmen“.

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Am Ende ist das jedoch gar nicht so schlimm, schließlich war zu Beginn des Jahres von Corona noch keine Rede. Doch wie schon die Finanzkrise 2008 hat auch Corona die Anziehungskraft der dualen Ausbildung, also Arbeit in einem Betrieb beim gleichzeitigen Besuch einer Berufsschule, verringert. Eine Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab jüngst, dass zwei von drei 14- bis 20-Jährigen glauben, durch die Pandemie hätten sich die Chancen auf eine Ausbildung verschlechtert. Eine Imagekampagne müsste diese Sorge konkret aufgreifen. Das ist einerseits nicht unberechtigt: Mitte August waren in Berlin und Brandenburg noch 14.000 Menschen auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Andererseits sind auch noch viele Stellen offen: Im Baugewerbe beispielsweise werden dieses Jahr noch händeringend Auszubildende gesucht.