Jobmesse im Palais am Funkturm
Jobmedi Aussteller versuchen Besucher für die Arbeitsfelder Gesundheit, Pflege und Soziales zu begeistern.
Berlin-Bei Popcorn, Waffeln am Stiel oder Virtual-Reality-Brillen denken die meisten wohl eher ans Kino und nicht an eine Berufsinformationsmesse. Trotzdem versuchen die etwa 120 Aussteller der Jobmedi eine Menge, um die Besucher an ihre Stände zu locken und für die Arbeitsfelder Gesundheit, Pflege und Soziales zu begeistern. „Die Konkurrenz um Arbeitskräfte in diesem Segment ist groß, dementsprechend wird aufgefahren“, sagt Projektleiterin Diana Ibraimi.

Bereits zum neunten Mal haben die Osnabrücker Veranstalter die Messe nach Berlin gebracht, seit einigen Jahren findet sie im Palais am Funkturm statt. Während am Freitag traditionell viele Schulklassen das Angebot nutzen, können sich Interessierte aller Altersklassen an diesem Sonnabend zwischen 10 und 16 Uhr über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in der Branche informieren. Und einmal an den Stand gebracht, reichen Gebäck und Kugelschreiber nicht aus. Seitdem der Fachkräftemangel so groß ist, müssten die Arbeitgeber sich anstrengen. „Das betrifft auch die Vergütung oder die Arbeitszeiteinteilung“, sagt Ibraimi. Wie groß der Bedarf ist, zeigt auch eine aufgestellte Wand, an der etliche Stellenausschreibungen für Jobs und Ausbildungen hängen und die sich die Besucher fotografieren dürfen.
Vom Gelegenheitskiffer zum Crystal-Meth-Dealer
Sinem Aksu und ihr Kollege Jan Moritz Gusko arbeiten im Vivantes Auguste-Viktoria-Klinikum als Operationstechnische Assistenten. Die beiden sind im OP quasi die rechte Hand des Chirurgen und beraten an diesem Tag sogar in Kittel und Haube. So viel Freude ihnen die Arbeit bereitet, mehr Kollegen könnten sie dennoch gebrauchen, sagen sie. „Weil man in der Ausbildung bereits so viel lernt, schließen viele noch ein Medizinstudium an, und dann fehlen diejenigen auf unseren Stellen“, sagt Aksu. Bei ihnen steht die 17-jährige Leyla, die nach einer passenden Ausbildung für sich sucht. „Ich habe bereits ein Praktikum in der Pflege gemacht, aber ich würde gerne noch etwas medizinischer arbeiten“, sagt sie.
Neben vielen lokalen Ausstellern haben einige auch eine weitere Anreise unternommen, um Fachkräfte zu gewinnen. Seit mehreren Jahren schon kommen Vertreter des Kbo-Isar-Amper-Klinikums München-Ost, einem psychiatrischen Krankenhaus. Auch wenn bisher noch niemand aus Berlin nach Süddeutschland gezogen sei, müssten sie dranbleiben, sagt Stationsleiterin Helma Gessler.
Zusätzlich zu den Messeständen gibt es als Rahmenprogramm Fachvorträge. So berichtet Dominik Forster, wie er vom Gelegenheitskiffer zum Crystal-Meth-Dealer wurde und heute in der Suchtprävention arbeitet. „Wir wollen auch heikle Themen aufgreifen und gerade die Schüler sensibilisieren“, erklärt Projektleiterin Diana Ibraimi. Am Sonnabend informiert unter anderem die Alice Salomon Hochschule Berlin in einem Vortrag über Pflege- und Therapiestudiengänge.