Julia von Blumenthal: Erneut soll eine Frau die Humboldt-Universität leiten
Zurzeit steht die 51-jährige Politikwissenschaftlerin an der Spitze der Viadrina. Doch bald schon könnte sie Berlins bedeutendste Universität führen.

Berlin-Wird am 15. Februar die zweite Frau in diesem Jahr an die Spitze einer Berliner Universität gewählt? Die Chance ist groß. Im Januar bereits wählte die TU Berlin die 40-jährige Charité-Professorin Geraldine Rauch zu ihrer Präsidentin. Nun steht an der Humboldt-Universität (HU) die Politikwissenschaftlerin Julia von Blumenthal zur Wahl – als einzige Kandidatin. Ihr Konkurrent Joybrato Mukherjee aus Gießen hat kurz zuvor seine Kandidatur zurückgezogen.
Altes märkisches Adelsgeschlecht
Julia von Blumenthal, 1970 in Marburg geboren, bringt hochschulpolitische Erfahrung mit. Sie war bereits Professorin und Dekanin an der HU. Seit 2018 leitet sie die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), übrigens fast in Familientradition. Denn schon ihr Urahn, der Bischof Georg von Blumenthal, hatte 1513 als Rektor der Alma Mater Viadrina gewirkt. Die von Blumenthals sind ein altes märkisches Adelsgeschlecht.
Die Neuwahl an der HU wurde nötig, weil die bisherige Präsidentin Sabine Kunst im Herbst zurückgetreten war, aus Protest gegen das Berliner Hochschulgesetz. Auch Julia von Blumenthal wird es nicht einfach haben, befindet sich die Uni doch in einer Reibungssituation zwischen dem Ausbau der Spitzenforschung, die viel Geld kostet, und einer per Gesetz geforderten Verstetigung von Stellen. Bei ihrer Vorstellung im HU-Konzil kündigte von Blumenthal unter anderem an, die Forschung „zu den Fragen von morgen“ voranbringen zu wollen sowie die Bürgerwissenschaft und die Digitalisierung.
Bereits die dritte Frau an der Spitze
Mit Julia von Blumenthal stünde bereits die dritte Frau an der Spitze der HU: nach Marlis Dürkop und Sabine Kunst. Zum Vergleich: Unter den bisher 20 Rektoren und Präsidenten der Freien Universität gab es noch keine einzige Frau.
Am Rande erwähnt: 1995 schrieb Julia von Blumenthal, die einst in Hamburg und Heidelberg Politik, Rechtswissenschaft und Russistik studierte, die Arbeit „Der Präsident Russlands im Demokratisierungsprozess. Garant der Stabilität oder Wegbereiter der Diktatur?“ Auch dies scheint von bemerkenswerter Aktualität zu sein.