Skandal um verschwendete Schüleressen: Abschaffen oder nachsteuern?

In Zeiten knapper Kassen brauchen wir die Diskussion, ob wir das kostenlose Schülermittagessen in Berlin wirklich fortführen sollten.

Ein Schüler, der sich in der Mensa sein Mittagessen abholt
Ein Schüler, der sich in der Mensa sein Mittagessen abholtimago/GlobalImagens

Berlin-Etwa ein Viertel der Berliner Schüleressen landet täglich unangerührt auf dem Müll. Weil die Eltern sie bestellen und viele Kinder sie nicht abholen. Weil das, was das Land kostenlos anbietet, nicht wertgeschätzt wird.

Im Jahr 2022 sollen sich die Kosten für Schüleressen auf 177 Millionen belaufen. Das bedeutet, dass rund 44 Millionen Steuergeld direkt in die Tonne getreten werden. Das Ausmaß dieser Verschwendung ist ein Skandal, die Ursachen müssen behoben werden.

Wieder einmal zeigen sich bestimmte Grundmuster, die für die Ära Scheeres typisch waren und sich offenbar in der Ära Busse fortschreiben: Bei guten Ansätzen sorgt am Ende das fehlende Controlling dafür, dass eine Reform sich von einem Erfolg in einen Misserfolg verkehrt. Weil man sich nicht die Zeit nimmt, die Reform vollständig durchzuführen und bei der Umsetzung genau hinzuschauen.

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Will man unbedingt am kostenlosen Mittagessen festhalten, und das will das Team der Schulsenatorin, muss dringend nachgesteuert werden. Die Bezirke müssen das digitale Abrechnungssystem einführen, das sie schon vor zwei Jahren versprochen haben. Die Caterer müssen genau prüfen, welche Schüler zum Mittagessen erscheinen und welche nicht. Und alle Schüler und Eltern, die durch Unzuverlässigkeit glänzen, müssen sanktioniert werden.

Doch in Zeiten knapper Kassen ist auch die  Diskussion nötig, ob man das kostenlose Mittagessen nicht aufgeben sollte für Maßnahmen, die wirkungsvoller sind. Gerade wurde zum Beispiel publik, dass der Bund die Förderung der Sprachkitas aufgibt, die einen Bildungserfolg armer Kinder deutlich wahrscheinlicher machen. Um die Sprachkitas in Berlin abzusichern, bräuchte man nur knapp die Hälfte der Summe, die 2021 in der Mülltonne gelandet ist.