Studie zu Musik an Grundschulen: wichtig und zu wenig
50 Prozent des Musik-Unterrichtes wird von fachfremden Lehrern erteilt, sieben Prozent der Stunden fallen sogar aus. Dabei ist musikalische Bildung ein wichtiger Baustein für die Bildung der Persönlichkeit der Kinder.
Berlin-Musik ist einer Studie zufolge wichtig für die Persönlichkeitsbildung von Kindern, findet aber in den ersten Schuljahren zu wenig statt. Musik werde in den Grundschulen zu selten unterrichtet und dann auch noch häufig «fachfremd» von nicht dafür ausgebildeten Lehrkräften. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung hervor, die die Bertelsmann Stiftung, der Deutsche Musikrat und die Landesmusikräte-Konferenz beauftragt hatten.
Demnach haben die Grundschüler in den ersten vier Schuljahren je nach Bundesland einen Anspruch von ein bis zwei Stunden Musik in der Woche. Zu rund 43 Prozent werde der Unterricht von Musiklehrern und zu etwa 50 Prozent «fachfremd» erteilt - sieben Prozent der Sollstunden fielen aus. Es gebe größere regionale Unterschiede. Wie für alle Schulformen und fast alle Fächer bestehe auch bei Musikpädagogen ein Mangel.
Bei Einstellungen seien die Schulen oft bemüht, zunächst die Hauptfächer zu besetzen, sagte Maresi Lassek, Bundesvorsitzende des Grundschulverbands, der Deutschen Presse-Agentur. Die Bedeutung des Musikunterrichts werde unterschätzt, der musisch-ästhetische Bereich in der Grundschule «total vernachlässigt.»
Wichtiger Baustein für die Bildung der Persönlichkeit
Der Deutsche Musikrat sprach von einem «Weckruf». Werde nicht gegengesteuert, «ist die musikalische Bildung an Grundschulen bald Vergangenheit», warnte Generalsekretär Christian Höppner laut Mitteilung. Sie sei aber wichtiger Baustein für die Bildung der Persönlichkeit von Heranwachsenden und gehöre zu den elementaren Kulturtechniken. Es müssten deutlich mehr Musiklehrer ausgebildet werden, aktuell tätige Fachlehrer sollten ihren Stundenanteil ausweiten, vorübergehend seien Seiteneinsteiger sinnvoll.
In die Untersuchung waren Daten aus Länderministerien, Statistikämtern und Kultusministerkonferenz eingeflossen. Die Studie bezieht sich nur auf 14 Bundesländer - nicht auf Bayern und das Saarland. Die dortigen Ansätze seien nicht vergleichbar, erläuterte die Vorsitzende der Landesmusikräte-Konferenz, Ulrike Liedtke. Für die 14 Bundesländer fehlten aktuell 23 000 Musikpädagogen. Die Lücke werde sich ohne Maßnahmen noch vergrößern.
Mit der Studie habe man für das Grundschulfach Musik erstmals belastbare Zahlen zu Stundentafeln, erteiltem Unterricht und Lehrkräften. «Das Thema Musikunterricht in den Grundschulen braucht mehr Gewicht», forderte Liedtke. Über Musik könne die Empathie- und Kommunikationsfähigkeit der Schüler gestärkt werden. Gemeinsames Musizieren unterstütze auch die Inklusion von Kindern mit Beeinträchtigungen und die Integration von Zugewanderten mit noch schwachen Sprachkompetenzen.