Linke macht in Berlin Wahlkampf für ihr mieterschonendes Programm mit SPD-Wählerin Oma Anni

Oma Anni bleibt ... SPD-Wählerin. Das nennt man dann wohl Politikerpech: Da wollte die Linke Werbung machen für ihr mieterschonendes Programm, fotografierte für ein Wahlplakat mit freundlicher Erlaubnis eine 95-jährige Dame aus Reinickendorf, die vom Berliner Kurier bereits als Mietrebellin gefeiert worden war. Sie wehrt sich nämlich gegen teure Modernisierung. Und dann sagt Oma Anni doch dem Kurier: „Ach wo, ich bin nicht für Die Linke. War immer SPD, das bleib ich auch.“

Stimmt am Ende etwa nicht alles, was auf den Plakaten steht?

Nun ist es eigentlich gar nicht peinlich für eine Partei, wenn sie Verantwortung für die ganze Stadt übernimmt und nicht nur für die eigene Klientel. Dennoch: Der Fall Oma Anni lässt einen schlimmen Verdacht aufkommen. Vielleicht stimmt am Ende gar nicht alles, was auf den Plakaten steht? Sollten unbelegte Behauptungen dabei sein, Übertreibungen, gar Falschdarstellungen? Nicht auszudenken.

Der kleine Junge auf Frank Henkels Schultern zum Beispiel, dessen Gesicht man nicht sieht: Ist das wirklich der Original-Sohn des CDU-Spitzenkandidaten – oder ein Nachwuchsdouble aus der Agenturkartei? Und was würde er wählen, wenn er wüsste, dass allzu viele Kreuze bei der CDU  auch weniger Papa für ihn bedeuten?

Manches will man auch gar nicht wissen

Oder SPD-Senatschef Michael Müller mit der Kopftuch-Dame auf der Rolltreppe (deren Gesicht man ebenfalls nicht sieht – warum eigentlich nicht?). Was würde sie wohl wählen? Mit Oma Anni gesprochen: „Ach wo, ich bin nicht für die SPD. War immer AKP, das bleib ich auch.“ Vielleicht doch ganz gut, wenn die junge Frau anonym bleibt.

So geht es Schlag auf Schlag: Die Grünen, ganz Green New Deal, versuchen Kinder als Start-ups zu verkaufen. Die AfD setzt Schwule gegen Moslems ein. Die FDP will mit nordkoreanisch anmutender Strahlenästhetik zurück ins Parlament. Und hat sich schon mal jemand die Nilpferde der CDU („Mehr Zeit für Familie“) genauer angeguckt? Sind die eigentlich aus Berlin, die beiden? Wahlkampfchef Heilmann sagt Ja. Na, wollen wir es hoffen.