Foreign Policy gehört zu den wichtigsten Magazinen der USA, die sich mit Außenpolitik beschäftigen. Die neueste Ausgabe nennt sich „The Power Issue“, ein „special report“ über die Menschen, die wirklich die Welt am Laufen halten. Das sind natürlich vor allem Bürger der USA. Aber noch einmal von vorne. 500 Namen werden genannt. Hinter jedem Namen steht ein Zeichen oder gar mehrere. Die sagen uns, ob es sich um einen Politiker, Agitator, Militär, um einen Schlauen oder einen Reichen oder aber um einen Guten oder Bösen handelt.
Also: Der afghanische Taliban-Chef Mullah Mohammed Omar ist böse und ein Militär. Präsident Obama aber ist: Politiker, Agitator, Militär, intelligent und reich. Niemand sonst hat fünf Prädikate. Das ist Rekord. Putin hat alles, was Obama hat. Nur Intelligenz wird ihm abgesprochen. Und Merkel? Sollen wir wirklich schon rüber zu den Deutschen?
Also von den 500 sind 21 Deutsche. Zwischen Karl Albrecht von Aldi Süd bis Dieter Zetsche, dem Daimler-Chef. In den meisten Fällen kommen auf die Liste nicht die Besitzer, sondern die Topmanager. Frau Mohn zum Beispiel kommt nicht vor, während Thomas Rabe einen Auftritt hat. Hinter den meisten Deutschen steht ein Geldkoffer. Nur hinter Thomas de Maizière (Verteidigungsminister) und Gerhard Schindler, dem Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes, eine Kalaschnikow. Die ist tatsächlich das Zeichen für militärische Macht. So fern ist der Kalte Krieg inzwischen! Unter diesen 21 mächtigsten Deutschen, Michael Sommer vom DGB ist auch dabei, gibt es keinen einzigen Bösen. Gut – ein Grinsegesicht zeigt das an – ist freilich auch nur Ingrid Hamm, die Geschäftsführerin der Robert-Bosch-Stiftung. Aber machen wir uns nichts draus. Nicht einmal Papst Franziskus zählt zu den Guten. Er ist Agitator, Medienvertreter wie Thomas Rabe.
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Und Angie? Na gut, sie hat drei Zeichen: Politik, Medien und den Geldkoffer, ohne den sich Foreign Policy einen Deutschen nur schwer vorstellen kann. Als militärische Bedrohung werden wir ganz sicher nicht wahrgenommen. Allerdings zählen die Deutschen auch nicht zu den brillanten Denkern. Kein einziger der mächtigen Deutschen hat die Glühlampe hinter seinem Namen. Auch nicht Peer Steinbrück, der hier übrigens als SPD-Chef läuft.
Intellektuelle Brillanz ist, so Foreign Policy, unter den Mächtigen nicht weit verbreitet. Sie findet sich vor allem bei Hochschuldirektoren und Firmengründern. Also zum Beispiel bei Jeff Bezos von Amazon, beim PC-Hersteller Michael Dell oder bei Larry Page von Google. Die meisten Grinsegesichter stehen allein. Güte scheint eine Qualität, die nur in den seltensten Fällen zusammen mit einem anderen Vorzug auftritt. Man findet sie beim Uno-Chef und bei Menschenrechts- oder Kinderschutzorganisationen. Natürlich – so sagen wir – niemals zusammen mit einer Kalaschnikow. Niemals auch zusammen mit Politik oder – Sie ahnten es – mit Medien. Dafür doch immer mal wieder gerne mit Geld. Mit amerikanischem Geld: Bill und Melinda Gates zum Beispiel sind reich und gut.