Lobby-Arbeit: Merkel-Intimus Pofalla geht zur Bahn
Eine der heißesten Berliner Personalspekulationen ist beendet: die um die berufliche Zukunft von Ronald Pofalla (CDU). Der ehemalige Kanzleramtsminister, der dem neuen Kabinett nicht mehr angehört, steht nach Informationen der Berliner Zeitung vor dem Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bahn.
Der 54-Jährige soll in dem Konzern, der in Staatsbesitz ist, die Lobby-Arbeit verantworten. Für Pofalla soll ein neuer Vorstandsposten geschaffen werden, heißt es in gut unterrichteten Kreisen. Auf seiner Sitzung Ende März wird sich der Aufsichtsrat, der für die Einstellung formal zuständig ist, mit der Personalie befassen. Ein Vorstandsposten wurde zuletzt im Schnitt mit 1,8 Millionen Euro im Jahr vergütet. Das Kanzleramtsministergehalt liegt bei rund 200.000 Euro. Die Bahn wollte den Wechsel weder bestätigen noch dementieren.
„Das riecht nach Postenschieberei. Da geht offenkundig Parteibuch vor Qualifikation“, sagt Klaus Ernst, stellvertretender Vorsitzender der Linksfraktion dieser Zeitung. Die Personalie müsse im Bundestag Thema werden, denn „die Bahn ist kein Versorgungswerk für gescheiterte Minister“. Auch Transparency Deutschland übt Kritik. Erst unterzeichne Kanzlerin Angela Merkel den Koalitionsvertrag, der beabsichtige, Regeln für den Wechsel von der Politik in die Wirtschaft zu schaffen, und dann erlaube sie ihrem Vertrauten Pofalla vorher zu einem Staatsunternehmen zu wechseln, moniert Christian Humborg, Geschäftsführer von Transparency International Deutschland, der Berliner Zeitung.
Kanzleramtsminister Pofalla ist der nächste Merkel-Vertraute, der aus dem Kanzleramt in die Wirtschaft wechselt. Zuletzt hatte der Wechsel von Staatsminister Eckart von Klaeden (CDU) zum Daimler-Konzern für erhebliche Kritik gesorgt.
Der ob seiner aufbrausenden Art nicht unumstrittene Pofalla hatte seinen Posten im Kanzleramt Ende des Jahres geräumt und angekündigt, er wolle nur sein im Wahlkreis Kleve gewonnenes Bundestagsmandat behalten. Als Begründung hieß es, Pofalla wolle eine Familie gründen und nach zwei gescheiterten Ehen mehr Zeit fürs Privatleben haben. Innerhalb der CDU gab es schon damals Stimmen, die meinten, die Kanzlerin habe Pofalla mittels eines lukrativen Postens in einem Staatskonzern versorgt. Offiziell bedauerte Merkel den Weggang.
Personalberater bezeichnen Pofalla als „Glücksfall“ für die Bahn. Für einen Staatskonzern gebe es nichts besseres, als einen Cheflobbyisten mit direktem Draht zur Kanzlerin.