Männer in München: "100 Pro": Ein Sommernachtstraum

Es ist die Geschichte eines unglaublichen Sommertags, einer unglaublicheren Nacht und eines absolut unglaublichen Morgens. Es ist die Geschichte von Floh und Marcel, zwei noch nicht wirklich erwachsenen Männern aus München, und sie beginnt damit, dass beide sich zum Fußballspielen treffen. Sie leben in der Unbeschwertheit, wie sie nur die Jugend kennt, und ihre Köpfe stecken noch voller Träume. Und wie die Sonne so auf die Hobbykicker scheint, imaginieren sie sich plötzlich in die Rolle bedeutsamer Fußballprofis - und auf einmal wird ihr Spiel sogar von Sportreporter Werner Hantsch kommentiert. Werden sie das Spiel gewinnen? Es sieht alles danach aus. Doch als sie schließlich vor dem entscheidenden Treffer stehen, schießt der Ball weit über das Ziel hinaus, Werner Hantsch verstummt und Floh und Marcel sind wieder in der Realität.Der Ball, der über das Ziel hinausschießt, ist das Grundmotiv des Films. Mit großen Augen schlendern die beiden Freunde durchs Leben, stellen sich hoffnungsfroh jedem Abenteuer, nur um an der nächsten Weggabelung an seinen Anforderungen zu scheitern. So will es zum Beispiel der Zufall, dass der Ball, der eigentlich im Tor hätte landen sollen, zufällig zwischen zwei Unterwäsche-Models zu Boden kommt. Sogleich wird für den Abend eine Verabredung in einem teuren Nachtclub getroffen - doch als Floh und Marcel dort vor der Tür stehen, versperrt ihnen ein unnachgiebiger Türsteher den Weg.Soll man dem Türsteher gut zureden? Soll man ihm drohen? Vielleicht führt der Weg über den Lüftungsschacht ins Innere des Clubs. Vielleicht. Tapfer hadern Ken Duken als Floh und Luca Verhoeven als Marcel mit ihrem Schicksal - und Regisseur Simon Verhoeven legt ihnen dazu die klügsten Dialoge in den Mund, die man seit langem in einem deutschen Spielfilm zu hören bekam. Sicher, sie reden dummes Zeug und verschanzen sich in einer seltsamen Jungswelt. Das aber gelingt ihnen relativ überzeugend, weil Männer ihres Alters dergleichen gemeinhin tun: ahnungslos, aber selbstsicher. Ohne sie zu denunzieren, gesteht Verhoeven seinen Figuren ein Recht auf Blödheit zu, anstatt sie mit pseudo-existenzialistischen Problemen zu belästigen, wie Teenager sie - wenn überhaupt - nur in deutschen Teenagerfilmen zu wälzen pflegen.Der unschätzbare Vorteil von "100 Pro" liegt in der Glaubwürdigkeit der Figuren und des Plots. Sie werden nicht in Cadillacs gezwungen, um transusig über ostdeutsche Landstraßen zu fahren; sie müssen nicht klampfend irgendwelche Tanker besteigen, weil es sie aus völlig unerklärlichen Gründen in die Ferne zieht. Floh und Marcel wollen einfach nur durch eine Tür, und die Tür ist zu. Und weil sich ihnen die Tür trotz aller Bemühungen nicht öffnet, haben sie im Morgengrauen sogar etwas fürs Leben gelernt. Und ein Happyend gibt es für sie deshalb als Belohnung dazu.100 Pro Dtl. 2000. Regie: Simon Verhoeven, Darsteller: Ken Duken u. a; 89 Min. , Farbe.