Mahnmal zum Holocaust in der Kurfürstenstraße: Bushaltestelle erinnert an das "Judenreferat"

SCHÖNEBERG. Kurfürstenstraße 115/116: In einer Buswartehaltestelle vor dem Hotel "Sylter Hof" erinnern seit Freitag Tafeln daran, daß während des NS-Regimes das "Judenreferat" des Reichssicherheitshauptamtes auf diesem Grundstück seinen Sitz hatte. Von hier aus war unter Leitung von Adolf Eichmann die Deportation deutscher und europäischer Juden organisiert worden.Private InitiativeDaß das ursprüngliche Haus 1961 abgerissen worden ist, ist für Reinhard Rürup, Direktor der Stiftung "Topographie des Terrors", zwar in "historischer Zufall, aber irgendwie bezeichnend". Im Jahr des Abrisses fand in Jerusalem der Prozeß gegen Eichmann statt. Er wurde zum Tode verurteilt und später hingerichtet.Daß sich Passanten und Fahrgäste der Buslinie 100 an der bisher weitgehend unbekannten Stätte mit der Geschichte auseinandersetzen können, verdanken sie Ronnie Golz. Der 51jährige Künstler, der 50 Familienangehörige durch die Shoah verloren hat, wollte "einen vergessenen Ort in die Gegenwart zurückholen". Hilfe fand er beim Unternehmen Wall, das viele BVG-Wartehäuschen besitzt. Hans Wall: "Wir dürfen einen solchen Ort nicht verschweigen." Touristen müßten wissen, daß es in Berlin für Ausländerfeindlichkeit und Rassismus keine Chance gebe. Der Unternehmer sorgt auch für die wöchentliche Kontrolle der Plakate hinter Plexiglas. Mehrmals jährlich soll das Glas ausgetauscht werden. "Wegschauen vor dem Ort der Schreibtischtäter ist Flucht vor der Wirklichkeit", sagte die ehemalige Präsidentin des Abgeordnetenhauses Hanna-Renate Laurien bei der Einweihung. Das Gelände gehörte vor der NS-Zeit dem jüdischen "Brüderverein". Der "Sylter Hof" erwarb das Grundstück in den 60er Jahren. Geschäftsführer Horst Firsching dementierte, daß das Hotel sich geweigert haben soll, eine Gedenkplatte anzubringen: "Wir sind nie gefragt worden." Über die Grundstücksgeschichte informiere er auch jüdische Emigranten, die bei Berlin-Besuchen seine Gäste seien. (mm.)