0 Uhr 30: Herbst in Kreuzberg 36

Dunkel ist es, schön und ruhig. Ein Spaziergang, die Nachbarschaft erkunden. Zunächst in den Park: Im Görlitzer Park ist immer noch Baustelle, überall Absperrungen, hier und da wird demnächst wohl geteert. Niemand da heute, alles so gut wie leer, nur vor dem Edelweiss ist was los, dort spazieren Leute mit Instrumentenkoffern rein und raus, es ist der Jazz Session Abend. Pharao Sanders, Pharao Sanders. Die Menschen unterhalten sich über das kommende Jazz Fest, sie freuen sich auf das Konzert einer Jazz-Legende in Berlin.

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Auf der Görlitzer ist es ruhig, das eine Café hat bereits geschlossen. Viele Menschen bleiben lieber zu Hause, haben Angst vor Orkan Christian, Angst von einem Blumentopf erschlagen zu werden. Blätter fallen von den Bäumen. Fünf ausgeschlachtete Fahrräder zähle ich, nur noch die Rahmen sind an die Laterne gekettet. Skelette.

In die Lübbener zum Russen. Am Tresen sitzen ein paar Leute, ich setze mich auch dorthin. Ein Sitznachbar, ich habe ihn noch nie hier gesehen unterhält sich mit seinen Freunden. Er fängt seine Sätze immer mit „Nein, aber“ an, laut redet er, die anderen kommen kaum zu Wort. Die Musik, russische Folklore, die an Django Reinhardt erinnert, passt heute nicht. Ich gehe.

Dann bin ich zu Hause, Licht aus, schlafen legen. Doch es wummert leise. Aus dem Heizungsrohr. Musikraten durchs Heizungsrohr. Was ist das für ein Rhythmus? Kein Pop der 80er und 90er, bei denen man vielleicht noch erraten könnte, von welchem Künstler man da nun beschallt wird. Es ist Techno, Rums und Bums. Gute Nacht!

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