: 16 typische Berliner Gerichte: So deftig ist die Berliner Küche
Es ist Fastenzeit – und selbst im bekanntermaßen gottlosen Berlin hält sich manch einer daran. Annoncen werben für Fastenwochen aller Art und prophezeien die reinigende Wirkung des Verzichts. Fasten ist Mode. Aber ist es auch sinnvoll und gut?
Wahrscheinlich in Maßen. Hildegard von Bingen schrieb: „Ein Mensch, der seinen Körper durch zu viel Fasten unterdrückt, in dem steigt Überdruss auf; solcher Verdrossenheit gesellen sich mehr Fehler zu, als wenn er seinem Körper die rechte Nahrung gegönnt hätte.“ Die „rechte Nahrung“ – das ist ein weites Feld. Berliner Küche, jedenfalls die traditionelle, ist nicht gerade fein.
Sie ist eher schlicht, deftig im Geschmack und orientiert auf Sättigung. Typisch sind Schwein und Gans und Aal und Karpfen, Kohl, Erbsen und Kartoffeln. Und dazu Molle und Korn. Wer das ein Jahr genossen hat, dem täte Fasten gut. Dabei kann er ja ab und zu auf unseren Tisch schauen und sich schon auf das nächste Eisbein freuen.
Eisbein
Vorgepökelte und gekochte Schweinshaxe mit Sauerkraut und Erbspüree
Berliner Weiße
Erstmals 1680 erwähnt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts soll der Berliner Brauer Josty dem Bier Kräuter beigegeben haben, vornehmlich Waldmeister. Später setzte sich die Zugabe von Himbeer- oder Waldmeistersirup durch.
Aal Grün
Fischgericht aus gekochtem Aal mit Spreewaldsoße, einer hellen Kräutersoße mit Dill – daher die Bezeichnung „grün“. Dazu gibt’s Petersilienkartoffeln und Gurkensalat.
Döner Kebap
Unklar ist, wer den Döner mit Gemüsen und verschiedenen Soßen erstmals angeboten hat, es war Anfang der Siebzigerjahre und wohl in Berlin. Fleisch senkrecht am Spieß zu braten und in Fladenbrot zu servieren, hat jedenfalls in der Türkei eine lange Tradition.
Pfannkuchen
Für Zugezogene auch als Berliner, Krapfen, Kräppel oder Faschingskrapfen bekannt.
Berliner Luft
Das Dessert aus Ei, Zucker, Gelatine und Himbeersaft ist älter als das gleichnamige Musikstück, das Paul Lincke 1904 schrieb; bereits 1897 erschien das Rezept in einem Kochbuch.
Hackepeter
Berliner Ausdruck für Schweinehackfleisch. Die Bezeichnung soll erstmals im Berliner Gasthof Martin im Jahr 1903 verwendet worden sein. Wird gewürzt und mit Zwiebeln auf Brot oder Schrippe gestrichen. Dazu saure Gurke.
Bulette
Stammt vom französischen „boulette“ für „Kügelchen“ und wird der Ankunft der Hugenotten zugeordnet, aber das ist wohl ein Irrtum. Tatsächlich soll der Begriff erst während der Besetzung Berlins durch die Truppen Napoleons zwischen 1806 und 1813 aufgekommen sein.
Königsberger Klopse
Dem aus Königsberg stammenden Fleisch-klops aus Gehacktem von Kalb, Rind und/oder Schwein werden unter anderem gehackter Salzhering oder Sardellen unter-gemischt. „Ick sitze da un' esse Klops ...“, beginnt eins der ältesten Berliner Gedichte.
Rollmops
Happen und Name sollen aus dem Berlin des Biedermeiers stammen. Das Aussehen der Heringsrolle assoziierten Berliner mit der Hunderasse Mops.
Solei
In Salzlake eingelegte, hartgekochte Eier. Durch die Salzlösung werden die Eier konserviert. Soleier gehörten in Kneipen zum Standardangebot am Tresen.
Currywurst
Bratwurst oder Brühwurst, frittiert oder gebraten mit einer Soße auf Basis von Ketchup und Currypulver. Im Sommer 1949 von der Gastronomin Herta Heuwer in Charlottenburg kreiert. In Ost-Berlin gibt es sie seit den Sechzigerjahren bei Konnopke's Imbiss in der Schönhauser Allee.
Löffelerbsen mit Speck
Eine besonders üppige, dickflüssige Variante der Erbsensuppe aus der Berliner Küche. Ist die Suppe fertig, sollte sie so dickflüssig sein, dass ein Löffel „drin steht“.
Kartoffelsuppe mit Bockwurst
Die Wurst und ihr Name sollen 1889 in Berlin entstanden sein. Der Gastwirt Robert Scholz hatte Brühwürste des jüdischen Fleischers Benjamin Löwenthal angeboten, die aus Kalbs- und Rindsbrät bestanden. Dazu gab es das Bier Tempelhofer Bock.
Kassler mit Sauerkraut und Stampfkartoffeln
Angeblich ist Kasseler (Kassler) die Erfindung eines Berliner Fleischermeisters Cassel im 19. Jahrhundert.
Kalbsleber mit Äpfeln und Zwiebeln
Innereien gehörten zur Berliner Küche, sie sind billig und stecken voller Mineralien. In letzter Zeit erfährt Leber nach Berliner Art (vom Kalb) eine Renaissance.