30 Jahre Randale zum 1. Mai in Berlin-Kreuzberg: Die Polizei hat dazugelernt
Berlin - Genau 30 Jahre ist jener legendäre 1. Mai nun her, auf den sich seitdem alle folgenden in Kreuzberg beziehen und das natürlich mit Randale, mal mehr, mal weniger. 1987 kam es am Lausitzer Platz abends spontan zu Ausschreitungen, seitdem nie wieder. Also: nie wieder spontan. Alle Jahre wieder verabreden sich die „Autonomen“ seither zum „Protest“. Auf nach Kreuzberg zum Steine werfen, Mülltonnen anzünden und manchmal auch Autos, Fensterscheiben einwerfen und viel Bier trinken – so lautet das Programm der zumeist angereisten, zumeist jugendlichen Straftäter. Politisch ist daran natürlich gar nichts.
Berlin hatte Glück
Politisch am 1. Mai in Kreuzberg ist allerdings der Polizeieinsatz. Hier lässt sich nach dreißig Jahren schon mal vorab eine eindeutige Bilanz ziehen: Im Gegensatz zu den „Autonomen“ haben Politiker und Polizei aus der Geschichte gelernt. Berlin hatte wirklich Glück, dass es vor allem in den ersten Jahren nach 1987 bei den Maikrawallen keine Toten gab. Das Ausmaß der Gewalt war auf beiden Seiten, bei Protestierern wie bei der Polizei, beispiellos. Das harte Durchgreifen der Beamten forderte auch in den eigenen Reihen Opfer. So erlitt zum Beispiel gleich im Folgejahr der ersten Krawalle der damalige Polizeidirektor Manthey Prellungen und Blutergüsse als er den Kollegen bei der Amtsausführung in Kreuzberg zusehen wollte und diese ihn leider nicht sofort erkannten. Und zuschlugen.
Seit der Jahrtausendwende lief es dann besser. Daran hatte auch der umtriebige Politikprofessor Peter Grottian seinen Anteil, der forderte, dass sich der Stadtteil sein Maifest zurückerobern sollte. Was auch geschah. Das Myfest ist jedes Jahr ein Kraftakt für die Organisatoren und mittlerweile so beliebt, dass es an den Menschenmassen zugrunde gehen droht. Vor allem aber hat man bei der Polizei gelernt, dass eine ruhige Hand und Zurückhaltung keine Schwäche sind. Ein Routineeinsatz ist das für die Polizei noch lange nicht, auch dieses Jahr sind wieder Tausende im Einsatz, doch die Semantik im Vorfeld stimmt hoffnungsvoll.
Ohne Anmeldung
Dass die Demo der Autonomen nicht angemeldet wurde, ist für den Einsatzleiter kein Zeichen von Militanz, sondern nur ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz. Das klingt so friedfertig, wie man sich den 1. Mai nur wünschen kann.