300.000 feiern Weltmeister-Titel: Freudentränen auf der Fanmeile

Der Lärm ist ohrenbetäubend, und die Fanmeile am Brandenburger Tor ein Fahnenmeer in Schwarz-Rot-Gold. Die Fans liegen sich in den Armen, sie hüpfen und singen vor der riesigen Bühne, und schreien ihre Freude in den Nachthimmel. Endlich ist es geschafft, was in lauten Gesängen schon seit Stunden prophezeit wurde: Deutschland ist Weltmeister.

Als in der Verlängerung endlich das Führungstor fiel, wurden Böller gezündet, über der Fanmeile hingen Rauchschwaden. Die fast 300 000 Feierlustigen stimmten Gesänge an und sehnten den Abpfiff herbei. Als der endlich ertönte, kannte der Jubel keine Grenzen.

Zehntausende Fans drängten sich auf der 1,2 Kilometer langen Festmeile zwischen den Verkaufsständen und Großleinwänden. Nicht alle Fans waren Berliner, viele junge Leute kamen aus ganz Deutschland. Auch Gäste aus europäischen Nachbarländern waren nach Berlin gereist, um auf der Fanmeile das WM-Finale in Rio zu verfolgen. Aber vor allem: um eine große Party zu feiern.

Die WM in Brasilien hat Berlin in einen Ausnahmezustand versetzt – zumindest die Gegend um die Fanmeile zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor. Schon ab dem frühen Nachmittag strömten die Massen geschmückt mit schwarz-rot-goldenen Utensilien aller Art in Richtung Tiergarten. Ab 16 Uhr wurden die beiden Zugänge am Brandenburger Tor gesperrt. Ab 18 Uhr gab es an keinem der sechs Eingänge ein Hereinkommen mehr. Während einige Besucher wegen der starken Regenfälle die Fanmeile noch vor dem Anpfiff wieder verließen, standen auf der anderen Seite der Absperrgitter Passanten, die nicht mehr hineindurften.

95 Prozent der Einsätze alkoholbedingt

Ali aus Dänemark ist in einem argentinischen Trikot auf die Fanmeile gekommen und schwenkt eine argentinische Fahne. Dafür wird er ab und zu etwas ausgebuht. Aber meistens grinsen die Buher dabei. Mit vier Freunden ist der 22-Jährige nach Berlin gereist, um hier, vor dem Brandenburger Tor, das WM-Finale zu feiern. Seine Freunde haben schwarz-rot-goldene Striche auf ihre Wangen gemalt und sich Deutschland-Fahnen umgehängt.

Dieser Inhalt ist nicht mehr verfügbar.

In der Ebertstraße ist eine von fünf Unfallhilfsstellen des Deutschen Roten Kreuzes. Die Zahl der Helfer ist wegen des großen Andranges schon am Nachmittag auf über 70 aufgestockt worden. Am Abend sind es doppelt so viele. „Viele haben mächtig vorgeglüht“, sagt einer der Helfer. 95 Prozent der Einsätze sind alkoholbedingt.

Auch der Jubel in der Alten Försterei war grenzenlos. 3000 Fans hielt es nicht mehr auf ihren Sofas, 9000 feierten auf der Haupttribüne. Insgesamt haben mehr als 180.000 Fans im WM-Wohnzimmer die Spiele gesehen.

Nachdem die deutsche Mannschaft den Titel geholt hat, wird der WM-Triumph am Dienstag auf der Fanmeile gefeiert. Gegen 11.30 Uhr wird das Team um Kapitän Philipp Lahm mit einer Chartermaschine in Tegel landen und dann voraussichtlich in einem offenen Bus zum Brandenburger Tor chauffiert. Dort soll der Empfang um 13 Uhr beginnen. Wie Willy Kausch, der Veranstalter der Fanmeile, ankündigt, werde man dem Weltmeisterteam einen rauschenden Empfang bereiten.