40. Christopher Street Day: Lesben und Schwule feiern am 28. Juli in Berlin

Verglichen mit heute war es eine sehr kleine Truppe, die damals über den Kurfürstendamm zog. Der 30. Juni 1979 war für Schwule und Lesben ein wichtiger Tag: Es war der erste Christopher Street Day in Berlin, heute als „CSD“ bekannt. 450 Leute liefen bei der Premiere mit. Mittlerweile sind es Hunderttausende, die beim CSD feiern und für Gleichberechtigung demonstrieren. Lauwarmer Sekt, Partymusik und politische Parolen gehören dazu, viel nackte Haut. So wird es auch bei der 40. Ausgabe des Berliner CSD am 28. Juli sein.

Seit dem ersten CSD ist viel passiert. Der Paragraf 175, der schwulen Sex unter Strafe stellte, wurde abgeschafft. Männer dürfen Männer heiraten und Frauen Frauen. Neben Köln ist Berlin die wichtigste deutsche Stadt für die Szene. Das wird sich auch beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest (21./22. Juli) in Berlin-Schöneberg zeigen. Auch Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) will bei dem Fest vorbeischauen.

„Lesbische Sichtbarkeit“ fördern

Eine Woche später gibt es die große Parade, die wieder vom Ku'damm zum Brandenburger Tor ziehen wird, samt DJ Felix Jaehn. Das Motto diesmal: „Mein Körper – meine Identität – mein Leben!“. Arbeitsgruppen haben elf politische Forderungen im Gepäck, darunter für Regenbogenfamilien, die Arbeitswelt oder für ein queeres Kulturzentrum. Wie derzeit im Schwulen Museum geht es beim CSD auch besonders um Frauen. Die „lesbische Sichtbarkeit“ soll gefördert werden.

Die AfD bleibt als offizieller Teilnehmer weiter unerwünscht. Das machten die CSD-Veranstalter deutlich, nachdem sie einen Antrag der Jungen Alternative Berlin abgelehnt hatten. Der Landesvorsitzende der AfD-Jugendorganisation, David Eckert, kritisierte das: „Wer Toleranz predigt, muss sie auch selber leben.“

Insgesamt gilt: Die Stimmen in der Szene sind vielfältiger geworden. Es finden sich quasi alle darunter, die nicht nach klassischen Geschlechterrollen leben. Das spiegelt sich in der Abkürzung, die in den Jahren immer länger wurde. Aus „LGBT“ wurde „LSBTTIQ*“. Das steht für lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und andere queere Menschen.

Bisexueller DJ Felix Jaehn feiert „erleichtert und stolz“ mit

Der CSD ist mehr als eine Mischung aus Karneval und Männern mit Federboa und Stöckelschuhen. „Ich bin nicht alleine“: Das ist das Gefühl für viele, die zum CSD gehen. Stefan, der als Dragqueen Marie Mondieu heißt, sagt: „Mein schönstes Erlebnis war mein erster CSD nach meinem Coming-out. Zu sehen, wie viele wir sind, und dass es überhaupt ein 'wir' gibt.“ Für den seit kurzem offen bisexuellen DJ Felix Jaehn ist es der erste CSD, den er „erleichtert und stolz“ mitfeiern kann.