40 Jahre Marzahn-Hellersdorf: „Wir feiern unseren Bezirk und die Menschen, die hier wohnen und arbeiten“

Dagmar Pohle erinnert sich an die Zeit vor 40 Jahren, als Marzahn gegründet wurde. Am 5. Januar 1979 haben die Verantwortlichen im Berliner Magistrat und im Bezirk die Urkunde für die neu errichtete Großsiedlung unterzeichnet. Bis zu diesem Zeitpunkt und seit der Bildung Groß-Berlins im Jahr 1920 hatte Marzahn als Ortsteil zum Bezirk Lichtenberg und zu Teilen von Weißensee gehört. Zum neuen Bezirk Marzahn zählten ab 1979 neben dem alten Ortsteil Marzahn noch Biesdorf, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Hellersdorf. 1986 wurde aus dem Bezirk Marzahn schließlich noch ein weiterer Bezirk herausgeschnitten: Hellersdorf. Erst 2001 fusionierten Marzahn und Hellersdorf wieder zu einem Bezirk.

Dagmar Pohle, die Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf, war schon ein Jahr vor der Gründung des Bezirkes in eine Neubauwohnung an der Allee der Kosmonauten gezogen, die damals noch Springpfuhlstraße hieß. 1978 hatte sie ihre kleine Hinterhauswohnung in Friedrichshain verlassen und war in eine moderne Zwei-Raum-Wohnung in der neunten Etage gezogen. 

40 Jahre später sitzt die Linken-Politikerin gut gelaunt im Rathaus am Alice-Salomon-Platz. Mit ihren Bezirksamts-Kollegen stellt sie das Festprogramm zum 40-jährigen Jubiläum von Marzahn-Hellersdorf vor. Große Fahnen hängen im Rathaussaal, freundliche Motive sind darauf zu sehen. Ein Mädchen springt lachend über eine Wiese, man sieht die Aussichtsplattform auf dem Kienberg, gebaut zur Internationalen Gartenschau IGA im Vorjahr. Es sind die schönen Seiten des Bezirks.

Angebote für Familien

Nächstes Jahr werden diese Bilder an Fahnenmasten an den Straßen im Bezirk wehen. „Typisch Marzahn-Hellersdorf“ steht darauf. Der Bezirk nutzt sein Jubiläum, um für sich zu werben. Dagmar Pohle sagt, es gebe viele Angebote für Familien, und auch die älteren Bewohner fühlten sich immer noch gut aufgehoben.

Doch weil die Mieten in diesem Bezirk immer noch günstiger sind als in der Innenstadt, ziehen nun wieder verstärkt bedürftige Familien in die Siedlungen, die Sozialleistungen erhalten. In Vierteln wie Hellersdorf-Nord und Marzahn-Nord gehören 60 Prozent aller Kinder zu Familien, die von staatlicher Hilfe leben. Auf die Verdrängung dieser Familien aus der Innenstadt kann der Bezirk nicht schnell genug reagieren, hatte Jugendstadtrat Gordon Lemm (SPD) kürzlich erklärt.

Doch darum soll es im Jubiläumsjahr nicht gehen. „Wir feiern unseren Bezirk und die Menschen, die hier wohnen und arbeiten“, sagt Dagmar Pohle. Ein Vorbereitungskomitee arbeitet seit Mai am Programm, zu dem auch Straßenfeste, ein Blumen- und ein Kunstmarkt gehören. Eine besondere Internetseite (www.mahe40.berlin) wird im Januar freigeschaltet, ebenso ein Twitter-Account. Auf der Internetseite können die Bewohner private Fotos hochladen, so entsteht eine Galerie mit persönlichen Erinnerungen aus vier Jahrzehnten. Zum Festakt am 5. Januar im Freizeitforum Marzahn wird der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) den Bezirk loben. Im Schloss Biesdorf zeigen Absolventen der renommierten Fotoschule Ostkreuz ihre Arbeiten. 

40 Meter lange Kuchentafel

Sogar auf dem Alexanderplatz präsentiert sich der Bezirk. Große Blumenkübel werden aufgestellt. „Mehr als Blumen auf dem Kasten“ lautet das Motto – eine Anspielung auf die IGA. Die Veranstalter sprechen von einer „Guerilla-Aktion“. 

Der Höhepunkt im Jubiläumsjahr soll das Geburtstagsfest am 15. Juni in den Gärten der Welt werden. Das gesamte Gelände wird zur Festbühne, eine 40 Meter lange Kuchentafel wird aufgestellt. Der Eintritt zum Park kostet an diesem Tag nur drei Euro, auch die Seilbahn bietet vergünstigte Fahrten an. Das Abendprogramm wird nicht verraten.

Etwa 200.000 Euro gibt der Bezirk für das Festprogramm aus. „Wir wollen den Bezirk bekannter machen“, sagt Dagmar Pohle. Die Bürgermeisterin wohnt immer noch in einem Hochhaus an der Allee der Kosmonauten. Sie habe bisher keinen Grund gehabt, aus der Platte auszuziehen, sagt sie. Nur ihre Wohnung ist jetzt größer als vor 40 Jahren.