40 Jahren Marzahn: Niemand bereut den Umzug hierher – Berliner Bezirk feiert Geburtstag in den Gärten der Welt

Marzahn - Wer Marzahn nicht kennt, der denkt an karge Plattenbauten. Doch der Bezirk ist vor allem grün und familienfreundlich. Vor 40 Jahren wurde der Lichtenberger Ortsteil Marzahn neuer Bezirk von Berlin. Am Sonnabend wurde in den Gärten der Welt Geburtstag gefeiert.

Oleg Peters steht im Besucherzentrum. Er hängt Fotos auf. Bilder, die in einer kleinen Ausstellung davon zeugen, wie Marzahn entstanden ist. 100.000 Wohnungen in 15 Jahren – das sei eine Meisterleistung gewesen, sagt der 58-jährige promovierte Bauhistoriker, der 1983 in Marzahn selbst in eine Platte zog.

Das Zauberwort damals habe komplexer Wohnungsbau geheißen: Häuser wurden auf einstigen Rieselfeldern errichtet, doch gleichzeitig auch Schulen, Kitas und die sogenannten Dienstleistungswürfel mit Läden. 

Aus den Hinterhöfen Prenzlauer Bergs nach Marzahn

Peters, dessen Vater von 1966 bis 1980 Baudirektor von Berlin und Aufbauleiter Marzahns war, hat nach dem Abitur und vor seinem Studium als sogenannter Anbinder im neu entstehenden Bezirk gearbeitet. Er hat „Platten“ an den Kran gehängt, mit denen die Häuser gebaut wurden. Im Durchschnitt seien 30 Platten für eine Wohnung benötigt worden, sagt Peters. Alle 90 Minuten wurde eine Wohnung fertig – mit Zentralheizung und Bad. Das war Luxus für viele, die aus den Hinterhöfen Prenzlauer Bergs nach Marzahn zogen – und nicht wieder gingen.

Wie Dagmar Pohle, die heutige Bezirksbürgermeisterin von Marzahn-Hellersdorf. Sie kam im Sommer 1978 aus einer kleinen Friedrichshainer Hinterhofwohnung mit Ofenheizung in den neunten Stadtbezirk Ost-Berlins. „Eine solch dynamische Entwicklung wie Marzahn hat kein anderer Bezirk genommen“, sagt die Linke-Politikerin. Heute sei Marzahn-Hellersdorf ein äußerst lebendiger und liebenswürdiger Bezirk.

Der Zuzug in den Bezirk im Osten ist groß

Das findet auch Annika Oßwald, die beim Fest in den Gärten der Welt mit einem Picknick den vierten Geburtstag ihrer Tochter Emma feiert. Mit Freunden von Mutter und Tochter. „Ich stamme aus Marzahn, bin hier nie weggegangen. Warum auch? Hier leben meine Freunde. Marzahn ist meine Heimat“, sagt die 34-Jährige. Es gebe viele Spielplätze für die Kinder, Ärztehäuser. S-Bahn und Straßenbahn fahren direkt in die Stadt. Allerdings würden mittlerweile die Kita-Plätze schon Mangelware. Der Zuzug ist groß.

Afra Pinz, Benjamin Künzel und der gemeinsame dreijährige Sohn Phil leben seit 2015 in Marzahn. „Hier ist es nicht so eng wie in der Innenstadt. Die Wohnungen sind bezahlbar und besser als die, die heute gebaut werden“, sagt der 31-Jährige Künzel. Keinen Tag hätten sie den Umzug nach Marzahn bereut – in den zweitgrünsten Bezirk der Hauptstadt.