8. März: So wurde der Frauentag in der DDR gefeiert

Blumen zu besorgen, war schwierig. Musste aber sein. Dass sich Männer und Kinder anstrengten, sie zu bekommen, gehörte zum Frauentag, und der Morgen des  8. März war durchaus ein besonderer in Hunderttausenden DDR-Familien. Dann war der offizielle Teil zu überstehen: Grußansprache vom Brigadeleiter, am Nachmittag Kaffeetafel im Betrieb mit Überreichung der Aktivistenmedaille (samt Geldprämien) an verdiente Mitarbeiterinnen. Wenn statt Kaffee  dann Wein, Likörchen oder Nordhäuser auf den Tisch kamen, konnte der heitere Teil beginnen.

Das Staatsritual glich sich Jahr um Jahr: Die Staats- und Parteiführung überreichte die Clara-Zetkin-Medaille. Am Abend empfing Erich Honecker die Verdientesten der Verdienten, frisch gelockwellt  und mit  hübschen Blusen, zum festlichen Essen und Trinken im Palast der Republik (siehe Foto oben). Gepflegte musikalische Begleitung und Toasts auf die großartigen Leistungen der Frauen, ohne die nun wirklich gar nichts ginge im Sozialismus, gehörten dazu.

Frau nutzte die Gelegenheit Frauentag zum ausgiebigen Feiern. Die Veranstaltungskalender jener Jahre zeigen sogar drei bis vier tolle Tage im März. Unter dem Motto „Damenwahl“ stiegen zum Beispiel am 6., 8., 9. und 10. März Partys im Pankower Kreiskulturhaus Erich Weinert. Von 19 bis 1 Uhr. Da ging keine gezwungenermaßen hin! Da wurde wild getanzt, mannhaft getrunken, über Kerle geredet oder über die Kinder.

Dass es sich um den Internationalen Frauentag handelte und nicht nur um Spaß, bemerkte man am ehesten bei den Demonstrationen. Die waren zwar zentral angeordnet und rituell erstarrt, und doch gingen auch viele Frauen hin – wie auf dem 1988 in der Berliner Zeitung gedruckten Foto vom Rosa-Luxemburg-Platz – weil es ihnen eine Herzensangelegenheit war, Frieden und Solidarität mit Frauen in der Welt zu zeigen, denen es wirklich schlecht ging.