Neues zum 9-Euro-Ticket: Was Fahrgäste jetzt wissen müssen
Wo gibt es das Ticket zuerst? Was muss ich als Abonnent tun? Darf ich Hund und Fahrrad mitnehmen? Wie komme ich von Berlin an die Ostsee? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Für wenig Geld mit dem Nahverkehr durch ganz Deutschland – wenn der Bundesrat heute zustimmt, kann es losgehen. Der Verkauf des Tickets startet in Berlin schon morgen, nutzen kann man es ab 1. Juni.
Doch immer noch gibt es viele Fragen zu dem Top-Angebot, mit dem die Deutschen von dem Anstieg der Energiekosten entlastet und in den öffentlichen Verkehr gelockt werden sollen. Unser aktueller Überblick.
Ab wann kann ich das Neun-Euro-Ticket in Berlin kaufen?
Bei der BVG ist es in der App bereits erhältlich - wenn auch etwas versteckt, wie ein Versuch ergab. In der Auswahl Tickets muss man auf „Topseller “klicken. Dann erscheint in der Auswahl die Option „Monatskarte 9-Euro-Ticket“.
Ab Sonnabend, 21. Mai, soll das Ticket auch in den Kundenzentren erhältlich sein. Die S-Bahn soll es das Ticket ab Sonnabend ebenfalls schon geben - aber erst einmal nur am Schalter. An den Fahrkartenautomaten der S-Bahn soll das Ticket ab Montag zu kaufen sein.
Wo kann man das Ticket noch kaufen?
In Berlin und Brandenburg an allen Fahrkartenautomaten mit den VBB-Zeichen. Spätestens ab Montag.
Auch in Regionalzügen soll es zu haben sein, jedoch dort ausschließlich für Fahrgäste, die an Bahnhöfen ohne Fahrkartenautomat oder Verkaufsschalter einsteigen.
Im Bus soll es ebenfalls verkauft werden – allerdings nicht in Bussen der BVG.
Was muss man beim Kauf eines Papiertickets beachten?
Das Neun-Euro-Ticket in Papierform ist nur gültig, wenn der Vor- und Zuname des Reisenden eingetragen sind.
Wird es zusätzliche Bahnen und Busse in Berlin geben?
Ja. Der Verkehrssenat hat angekündigt, dass zahlreiche Linien mehr Fahrten anbieten oder die Bahnen mit mehr Wagen fahren werden. Lesen Sie hier, welche Linien in Berlin verstärkt werden.
Wird es zusätzliche Regionalzüge geben?
In Abstimmung mit den Ländern Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seien zusätzliche Zugverbindungen zur Ostsee geplant, teilte der Verkehrssenat am Donnerstag mit. Details hierzu wurden aber noch nicht bekannt.
In welchem Gebiet wird das Neun-Euro-Ticket gelten?
In ganz Deutschland.
In welchen Verkehrsmitteln wird das Neun-Euro-Ticket anerkannt?
„Im gesamten Nah- und Regionalverkehr in der zweiten Wagenklasse“, sagt der Verkehrsverbund. Dazu zählen S-Bahnen, U-Bahnen, Straßenbahnen, Linienbusse in Städten und Landkreisen, einige Fähren sowie alle Züge des Regionalverkehrs – also Regionalbahnen und Regionalexpresszüge.
Im Fernverkehr gilt das Ticket generell nicht. So sind zum Beispiel ICE-, Intercity-, Eurocity- und Nightjet-Züge für das Neun-Euro-Ticket tabu.
Auch in Fernbussen, etwa bei Flixbus, darf das Sonderangebot nicht genutzt werden. Noch ungewiss ist, wie die Regelung für die Fernzüge aussehen wird, die derzeit in Berlin und Brandenburg mit VBB-Tickets genutzt werden dürfen.
In welchen Zeiträumen kann das Neun-Euro-Monatsticket genutzt werden?
Das Ticket gilt jeweils einen Kalendermonat lang – also vom 1. bis zum 30. Juni, vom 1. bis zu 31. Juli sowie vom 1. bis zum 31. August 2022.
Stammkunden müssen nichts unternehmen
Bleibt es bei dem angekündigten Preis?
Ja, das Ticket soll wie versprochen neun Euro pro Monat und Person kosten. Es ist personenbezogen, betonte der VBB. „Jede Person ab sechs Jahren (jüngere Kinder fahren kostenlos) muss das Aktionsticket auf seinen oder ihren Namen und für jeden einzelnen Monat erwerben.“
Ermäßigungen für bestimmte Gruppen, zum Beispiel für Kinder oder Senioren, wird es nicht geben.

Nicht zu vergessen der digitale Verkauf: Wer bereits die VBB-App Bus & Bahn, die BVG-Apps sowie die Navigator-App der DB auf sein Mobiltelefon geladen hat, wird das Neun-Euro-Ticket darüber erwerben können.
Werden auch Abonnenten und andere Stammkunden von dem Angebot profitieren?
Ja – ausdrücklich ja, betont der Verkehrsverbund. Immer wieder wird das bezweifelt, doch der VBB bestätigt erneut, dass auch Stammkunden profitieren. Dazu zählen:
· Abonnements der VBB-Umweltkarten mit monatlicher und jährlicher Abbuchung
· Abonnements für Ausbildung und Schüler (inklusive des Schülertickets Potsdam) mit monatlicher und jährlicher Abbuchung
· Schüler-Fahrausweise im Land Brandenburg
· VBB-Abo Azubi mit monatlicher und jährlicher Abbuchung
· Abonnements von 8-/9-/10-Uhr-Karten mit monatlicher und jährlicher Abbuchung
· VBB-Abo 65plus mit monatlicher und jährlicher Abbuchung
· VBB-Abo 65vorOrt
· VBB-Firmentickets mit monatlicher und jährlicher Abbuchung
· Inhaber von Semestertickets können ebenfalls an der Aktion teilnehmen. Regelungen zur Reduzierung auf neun Euro befinden sich in Abstimmung. Nähere Informationen sind in Kürze bei den jeweiligen Hochschulverwaltungen erhältlich, so der Verbund.
Was müssen die Stammkunden unternehmen?
Nichts, unterstreicht der Verkehrsverbund erneut. Die Verrechnung werde automatisch erfolgen. Auch Berlins Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) betonte das noch einmal. Man müsse nichts tun - solle aber noch etwas Geduld haben.
Bei gleitenden Monatskarten - die im Mai beginnen und im Juni enden - ist keine Erstattung für die Tage im Juni vorgesehen.
Und wer sein Jahresticket bereits im Voraus bezahlt hat? „Jahreskartenkäufer:innen werden gebeten, die Wertabschnitte für die Aktionsmonate Juni bis August regulär im Rahmen der Aktion zu nutzen und diese Wertabschnitte im Nachgang beim jeweiligen Verkehrsunternehmen einzureichen. Anschließend erfolgt auch hier eine Erstattung“, erklärt der Verkehrsverbund.
Regelungen dazu seien in Vorbereitung – man bitte noch um etwas Geduld.
Dürfen auch Stammkunden bundesweit mit dem Nahverkehr reisen?
Ja, ohne weiteres Zutun. „Die VBB-fahrCard gilt als Fahrtberechtigung und wird deutschlandweit anerkannt“, betont der Verkehrsverbund.
Ein Tipp: das eigene Fahrrad zu Hause lassen
Darf ich als Stammkunde kostenlos weitere Fahrgäste, einen Hund oder ein Fahrrad mitnehmen?
Die Mitnahmeregelungen in Berlin und Brandenburg gelten weiter – innerhalb des festgelegten räumlichen Geltungsbereichs des VBB-Abonnements, des Firmentickets, des Semestertickets sowie der Jahreskarten in Barzahlung, so der VBB.
Darüber hinaus dürfen Kinder unter sechs Jahren, ein Kinderwagen und Gepäck kostenfrei mitgenommen werden – weitere Personen, Hunde und Fahrräder dagegen nicht.
Das Neun-Euro-Ticket aber gilt generell nur für die Person, für die es ausgestellt wurde.
Darf ich mit Aufpreis in die erste Wagenklasse wechseln?
Nein, betont der VBB. „Ein Übergang in die erste Klasse mit dem Neun-Euro-Ticket ist nicht möglich.“
Was rät der VBB?
Der Verkehrsverbund rät, sich zu informieren – und Ratschläge zu beachten.
„Es wird während des Aktionszeitraums empfohlen, auf die Mitnahme des eigenen Fahrrads, insbesondere im Ausflugsverkehr, aber auch, wenn möglich, im Berufsverkehr, zu verzichten und am Zielort auf die vielzähligen Verleiher vor Ort zurückzugreifen.
Es wird außerdem empfohlen, außerhalb der Hauptverkehrszeiten zu reisen.“
Und wie komme ich mit dem Neun-Euro-Ticket von Berlin nach Sylt?
Auf der Nordseeinsel hat der eine oder andere ja schon Angst, dass zu viele Menschen mit dem Billig-Ticket anreisen werden. Auch aus Berlin ist so eine Reise mit Regionalzügen problemlos möglich – es dauert halt nur mindestens zwei Stunden länger als regulär und erfordert mindestens zweimaliges Umsteigen. Die beste Verbindung beginnt täglich um 9.25 Uhr am Berliner Hauptbahnhof. Mit Umsteigen in Schwerin und Hamburg ist man laut Fahrplan um 17.05 Uhr in Westerland. Nach demselben Muster geht es zurück: Westerland ab 9.49 Uhr, Berlin an 18.38 Uhr. Es gibt weitere Regionalzugverbindungen, doch sie erfordern mehr Fahrzeit und ein häufigeres Umsteigen.
Ansonsten gilt: Am bequemsten ist immer noch der Fernverkehr – dort können die Reisenden auch Sitzplätze reservieren. Wie berichtet bemüht sich DB Fernverkehr, ab Mitte Juni wieder einen durchgehenden Intercity Berlin–Westerland anzubieten: Abfahrt kurz nach 9 Uhr, am Nachmittag zurück. Doch noch ist nicht alles in Sack und Tüten.
Wäre auch ein Ausflug nach Rügen möglich?
Selbstverständlich. Aber auch hier gilt: Es wird voll, vor allem am Wochenende. Nach Möglichkeit unter der Woche reisen! Täglich gibt es viele Verbindungen mit dem Regionalverkehr, einfach bei www.bahn.de schauen.
Wer zum Beispiel um 6.32 Uhr am Berliner Hauptbahnhof startet, ist mit Umsteigen in Stralsund und Lietzow um 10.56 Uhr im Ostseebad Binz. Eine von mehreren möglichen Rückfahrten startet ebenfalls täglich um 17.02 Uhr in Binz. Mit einmal umsteigen (in Stralsund) sind die Fahrgäste laut Plan um 21.27 Uhr wieder in Berlin.