A 100-Verlängerung: Grenzallee wird zur Stauallee
Bislang haben die Berliner noch nicht viel von den Bauarbeiten zur Verlängerung der Stadtautobahn gemerkt. Aber das dürfte sich ab diesem Montag gründlich ändern. Dann wird die Grenzallee in Neukölln wegen der anstehenden Arbeiten für die A 100 gesperrt. Und diese Sperrung wird nicht nur ein paar Wochen oder Monate andauern: „Geplant ist, die Straße bis zum Sommer 2017 zu schließen“, sagte am Mittwoch Arne Huhn von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vor der Presse.
Und damit es rund um die vielbefahrene Grenzallee nicht zu einem totalen Verkehrskollaps kommt – immerhin wird die Straße täglich von mehr als 30.000 Fahrzeugen frequentiert, ein Großteil von ihnen kommt von der Stadtautobahn – haben die Planer gleich zwei Umleitungsstrecken eingerichtet. Die Umleitungsstrecke U1 oder Ost verläuft über die Bergiusstraße, Haberstraße zur Neuköllnischen Allee zurück auf die Grenzallee. Laut Arne Huhn ist diese Route rund drei Kilometer lang.
Zusätzliche Ampeln
Die zweite Strecke (West) führt von der Neuköllnischen Allee über die Lahnstraße, Naumburger Straße zur Neuköllnischen Allee und dann zur Grenzallee.
Wegen einer Brücke in der Lahnstraße können auf der letzteren Umgehung allerdings nur Fahrzeuge mit einem Gewicht bis zu 18 Tonnen fahren. Deshalb, so Huhn, wird der Lkw-Verkehr vorrangig über die Umleitungsstrecke U1 abgewickelt werden. Dagegen wird die Umleitungsroute U2 auch allen Radfahrern und Fußgängern empfohlen, sagte Huhn weiter. Um keine übermäßigen Straus hervorzurufen werden entlang der Umleitungsstrecken bereits bestehende Ampelanlagen neu programmiert und zusätzliche installiert. Über die beiden Umleitungsstrecken ist auch die Zu- und Abfahrt zur Autobahn 100/113 gesichert.
Nach Angaben des Verkehrsexperten ist die Sperrung der Grenzallee zwischen Bergiusstraße und Neuköllnischer Allee über den Zeitraum von drei Jahren nötig, weil auf dem Areal rund um die Straße komplizierte Bauarbeiten anstehen. Da der Trassenverlauf der Stadtautobahn, sie soll künftig bis zum Treptower Park führen, die Grenzallee kreuzen würde, muss diese untertunnelt werden.
„Wir haben für die ersten Bauabschnitte 200 Millionen Euro beantragt“, sagte Huhn am Mittwoch. Das ist fast die Hälfte der Kosten von insgesamt 473 Millionen Euro, die die nur 3,2 Kilometer lange Verlängerung der A 100 kosten wird. Bis zu 24 Meter müssen sich die Arbeiter in die Tiefe graben. Und, der Berliner Untergrund hat es bekanntlich in sich. „Viel Sand und Mergel“, sagte Huhn. Und, nach spätestens vier Metern stoße man in dieser Region auf Grundwasser, dass natürlich abgepumpt werden müsse. Das Grundwasser werde in den Neuköllner Schifffahrtskanal entsorgt.
Neue Brücken
Außerdem müssten, so Huhn weiter, zwei Brücken abgerissen und durch Behelfsbauten ersetzt werden. Ab dem 9. Mai werde es daher an den sieben folgenden Wochenenden zu Unterbrechungen im S-Bahn- und Fernverkehr kommen.
385 Meter soll der Tunnel Grenzallee einmal lang sein. Er wird in offener Bauweise errichtet. Insgesamt müssen für die Verlängerung der Stadtautobahn bis nach Friedrichshain 1,3 Millionen Tonnen Boden abgebaggert werden, sagte Huhn. Rund 980.000 Tonnen davon seien wegen des Grundwasserspiegels nur mit erhöhtem Aufwand zu entfernen.
Kritiker der Verlängerung der Stadtautobahn hatten immer wieder auf die immens hohen Kosten verwiesen. So kostet jeder neu gebaute Autobahnkilometer nach den derzeitigen Berechnungen 147,8 Millionen Euro. Versuche die Verlängerungstrasse auf juristischem Wege zu stoppen, waren jedoch gescheitert. Der Neubau, für den im Mai 2013 der erste Spatenstich erfolgte, soll im Jahr 2022 fertig sein.