Abschied aus dem Abgeordnetenhaus: Harald Wolf will im Bund für Rot-Rot-Grün werben

Harald Wolf saß 30 Jahre im Berliner Abgeordnetenhaus. Jetzt legt er sein Mandat aus familiären Gründen nieder.

Berlin-30 Jahre lang war er Abgeordneter in Berlin, knapp zehn Jahre lang Wirtschaftssenator. Jetzt legt Harald Wolf (Linke) ab Februar sein Abgeordnetenmandat nieder. Wolf zieht aus familiären Gründen von Berlin nach Hamburg, wie er der Berliner Zeitung sagte. Das Mandat im Abgeordnetenhaus ist an einen Wohnsitz in Berlin gebunden. Zuerst hatte die Zeitung "Neues Deutschland" (ND) darüber berichtet. 

Harald Wolf.
Harald Wolf.dpa/Bernd von Jutrczenka

Wolf macht aber nicht Schluss mit der Politik: In Zukunft will der 63-Jährige sich auf die Arbeit in der Bundespartei konzentrieren. Als Bundesschatzmeister ist er Mitglied im Parteivorstand. Die Parteien stellen sich zurzeit auf für die Bundestagswahlen 2021. Wolfs Ziel: Rot-Rot-Grün wie in Berlin auch im Bundestag an die Regierung bringen.

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Klimawandel und Digitalisierung

„Wir müssen uns dafür einsetzen, dass es gesellschaftlich eine linke Mehrheit gibt und eine fortschrittliche Regierungsalternative“, sagte er. „Das kann nach aktueller Lage nur Rot-Rot-Grün sein.“ Die Erfahrungen aus Berlin, wo die Linke mit SPD und Grünen seit 2016 im Dreierbündnis regiert, könnten „ein wichtiger Erfahrungsschatz“ für die Bundespartei sein.

Inhaltlich hat Wolf dabei einiges auf dem Zettel: Er will sich unter anderem mit den sozialen Herausforderungen beschäftigen, vor die Klimawandel und Digitalisierung die Gesellschaft stellen, will sich mit Versicherungen für Arbeitnehmer und Investitionen für den Klimaschutz auseinandersetzen.

Wolf fordert stärkeres Zusammenwirken der Parteien

Und wie fällt Wolfs Fazit aus, nach 30 Jahren Berliner Lokalpolitik? Gestartet in der größten Finanzkrise Anfang der 90er, sieht Wolf den gegenwärtigen Aufschwung in der Stadt, freut sich auch darüber – und kann dennoch keine rein positive Bilanz ziehen: „Die Stadt wird immer stärker von Gentrifizierung geprägt“, sagte er. „Das ist eine Entwicklung, die ich mit Sorge sehe.“ Er sei froh, dass der Senat die Probleme angehe – zum Beispiel mit dem Mietendeckel, der in den kommenden Wochen im Abgeordnetenhaus beschlossen werden soll. Doch Wolf fordert die Kollegen auch zu mehr Zusammenhalt auf: „Ich würde mir wünschen, dass das Zusammenwirken der Parteien reibungsloser und harmonischer wäre.“

Wolf ist zurzeit noch verkehrspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Als Nachfolger für diesen Posten sieht er den Hellersdorfer Abgeordneten Kristian Ronneburg. Er stünde im Falle einer Wahl bereit, sagte er der Berliner Zeitung.