Absturz: Die Decke begräbt den Späti von Yunus Uygur in Berlin Prenzlauer Berg und eine Existenz unter sich
Es waren nur wenige Sekunden, in denen die Welt von Yunus Uygur zusammenbrach. In seinem Spätkauf krachte vor wenigen Tagen die Decke herunter und begrub einen Großteil des kleinen Ladens unter sich. Jetzt steht der Mann vor den Trümmern seiner Existenz und weiß nicht, wie es weitergehen soll. Dennoch ist Yunus Uygur dankbar.
Dankbar darüber, dass bei dem Unglück niemand verletzt wurde. „Einer meiner Mitarbeiter rief mich am 5. Mai um zehn Uhr morgens ganz aufgeregt aus dem Laden an“, sagt der 56-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung.
Große Teile der Decke sind eingestürzt
Zwischen Betonbrocken, lose von der Decke hängenden Kabeln und vom Schutt zugestaubten Nutella-Gläsern erzählt der Mann weiter: „Er sagte noch, dass da was aus der Decke rieselt. Und kurz darauf hat es plötzlich einen gewaltigen Rumms gegeben. Es klang wie ein Erdrutsch. Unglaublich laut und echt bedrohlich. Und dann war Ruhe.“
Als Yunus Uygur kurz darauf in seinem Geschäft in der Kanzowstraße steht, traut er seinen Augen nicht: Große Teile der Decke in dem Altbau sind eingestürzt, haben den halben Laden unter sich begraben. Glück im Unglück: Angestellte und Kunden standen zufällig an einer anderen Stelle, als die schweren Betonbrocken und Holzteile nach unten brachen.
Yunus Uygurs Späti war beliebt im Kiez
Warum die Decke einstürzte, weiß hier bislang niemand. „Das ist das Allerwichtigste: Niemand wurde verletzt oder ist gestorben“, sagt Uygur, der sichtlich um Fassung ringt. Denn für den gebürtigen Kurden, der als armer Mann nach Deutschland kam, ist der Spätkauf sein Leben. Ein Leben, für das der 56-Jährige lange und hart geschuftet hat.
Zu Yunus Uygur kommen Urberliner, Schüler, Studenten, Arbeiter. Und zwar nicht nur, wenn die umliegenden Supermärkte geschlossen haben. Es ist das Tante-Emma-Laden-Prinzip, das die Menschen im Kiez so mögen, mit einem Pläuschchen hier oder einem geschenkten Apfel da. Deshalb kamen sie oft und gerne zu Yunus Uygur.
Jetzt ist das nicht mehr möglich. Zwar ist die Hausverwaltung sehr bemüht, den Schaden zeitnah reparieren zu lassen, und der Obst- und Gemüseverkauf geht derzeit vor statt im Laden weiter. Trotzdem macht Uygur ein Minusgeschäft. Und wenn er nicht bald wieder öffnen kann, ist der Traum des 56-Jährigen vom eigenen kleinen Laden endgültig vorbei.