AfD-Mitgliedschaft: Chef der Berliner Zahnärzte soll zurücktreten

Marius Radtke ist Vorsitzender der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlins und damit der ranghöchste niedergelassene Zahnarzt der Stadt. Man könnte seine Position mit der des Bundestagspräsidenten vergleichen. Zugleich ist Radtke Bezirksvorsitzender der AfD in Lichtenberg.

Jetzt fordern zwei der im 40-köpfigen Zahnärzteparlament vertretenen Gruppierungen Radtkes Rücktritt. Der Funktionär vertrete „politische Positionen, die dem Ansehen der Berliner Zahnärzteschaft in der Öffentlichkeit, in der Zusammenarbeit mit anderen Körperschaften und dem Berliner Senat schweren Schaden zufügen“, heißt es in einem offenen Brief der Initiative Unabhängiger Zahnärzte Berlin.

Die diskriminierenden und menschenfeindlichen Äußerungen der AfD stünden in eklatantem Widerspruch zu der für das Amt notwendigen Verpflichtung, eine unvoreingenommene ärztliche Versorgung aller Menschen sicherzustellen. Auch die Fraktion Gesundheit fordert Radtkes Rückzug.

Unterschriftenaktion geplant

Einer der Initiatoren ist Gerhard Gneist. „Ein Mann wie Radtke als oberster Kassenzahnarzt ist für unsere Außendarstellung mehr als ungünstig“, sagt er. „Schließlich betreiben wir intensiv Flüchtlingshilfe.“ Zudem gebe es unter den 3600 Zahnärzten Berlins auch Muslime.

Radtke soll Gneist zufolge früher in der Partei Bund Freier Bürger aktiv gewesen sein, die bis 2000 bestand und vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingeordnet wurde. Radtke, der eine Praxis in Weißensee hat, lehnt in einem Schreiben einen Rücktritt ab. Die AfD stehe auf dem Boden des Grundgesetzes. Für die Berliner Zeitung war er nicht zu sprechen.

Zahnarzt Gneist sagt, er werde nun von AfD-Mitgliedern bedroht. Er will jetzt eine Unterschriftenaktion unter den Zahnärzten starten, um den Druck auf Radtke zu erhöhen. 2011 wurde er zum Chef der Vertreterversammlung gewählt, Radtkes Amtszeit läuft Ende des Jahres aus. Die Neuwahl findet von Ende Mai bis Mitte Juni statt.