Alarmierende Klimawandel-Prognose: Berlin droht eine Hitze wie in Australien

Berlin - Der Klimawandel ist längst bei uns in Europa angekommen: Wetterextreme, Hitzewellen, Stürme, Starkregen und Dürreperioden. Nicht nur die Natur- und Tierwelt bekommen die fatalen Folgen zu spüren. Auch wir Menschen leiden merklich unter dem Klimawandel. Erst Ende Juni wurde ein neuer Hitze-Rekord in Berlin-Tegel gemessen: Bei 38,4 Grad mussten die Hauptstadt-Bewohner am 30. Juni schwitzen. Doch bei einzelnen Hitzewellen allein soll es nicht bleiben. Laut einer aktuellen Studie der ETH Zürich könnte in den Sommermonaten in Berlin in 30 Jahren ein Klima herrschen, wie es heute im südwest-australischen Canberra registriert wird.

Australische Hitze in Berlin?

Die Studie, die nun im Fachmagazin „Plos One“ vorgestellt wurde, besagt, dass die Sommer-Temperaturen in Berlin um volle sechs Grad steigen könnten. Damit würden Werte erreicht, wie sie heute im australischen Landesinneren gemessen werden. Dort lag die höchste jemals erfasste Temperatur bei 42 Grad. Eine Hitze, die sich in einer Metropole wie Berlin nur schwer ertragen ließe. Doch nicht nur die deutsche Hauptstadt, auch London, Madrid und andere europäische Städte, sollen sich laut Forscherprognosen auf einen Temperaturanstieg einstellen.

Der Studie zufolge könnten bis zum Jahr 2050 77 Prozent der 520 größten Städte einen deutlichen Wandel der klimatischen Bedingungen erleben. Rund 22 Prozent der Großstädte sollen sich laut Forschungsergebnisse sogar auf völlig neue Klimaverhältnisse einstellen müssen.

Für ihre Studie hatten die ETH-Forscher Temperaturen, Niederschläge und Jahreszeitenwandel sowie den Klimawandel berücksichtigt. Daraus wurden Prognosen für die mögliche Klimaentwicklung in den Großstädten erstellt und diese mit nach derzeitigen Messungen wärmeren Städten verglichen.

Klimawandel: Diese Strategien arbeitet Berlin aus

Heiße Sommer, heftige Niederschläge – die Verwaltungen haben diese Aussichten nicht erst seit gestern im Hinterkopf. 2016 hat das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung eine durch die damalige Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in Auftrag gegebene Konzeptstudie mit dem Titel „Anpassung an die Folgen des Klimawandels in Berlin“ vorgelegt, die Wege zur Klimaanpassung aufzeigt. Die Erkenntnisse der Studie wurden in das neu aufgelegte und 2018 vom Berliner Abgeordnetenhaus beschlossene Berliner Energie- und Klimaschutzprogramm integriert.

„Die Anpassungsstrategie Berlins an den Klimawandel setzt im Wesentlichen auf die Entwicklung einer wassersensiblen und hitzeresistenten Stadt“, heißt es aus der Umweltverwaltung. Im Stadtentwicklungsplan Klima und Klima konkret werden die Maßnahmen detailliert beschrieben. Ziel sei es, umfangreiche und gut vernetzte „blau-grüne“ Infrastrukturen zu schaffen und die Stadt wie ein Schwamm funktionieren zu lassen.

Die Errichtung von Trinkwasserbrunnen – 100 zusätzliche bis Ende 2019 sind geplant - das Programm 1000 Grüne-Dächer und die Gründung einer Regenwasseragentur sind nur einige Beispiele, wie Berlin sich fit für die heiße Zukunft macht. Auch Bauen und Verkehr sind ohne vorausschauende Maßnahmen nicht zu denken. „Das Thema Klimaverträglichkeit ist allen Bereichen unserer Arbeit immanent“, sagte die Sprecherin der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Entsiegelung von bebauten Flächen, Kaltluftschneisen, mehr Grün, das Bauen in die Höhe und die Verwendung neuer Baumaterialien und weniger Beton, sind Maßnahmen zur Anpassung.

Schafe, mehr Schatten, Trinkbrunnen: Auf dem Tempelhofer Feld, einer wichtigen Kaltluftschneise, wird die ökologische Entwicklung optimiert. 100 Bäume an der Oderstraße sind geplant. In Lichtenberg eröffnen demnächst zwei Schulen, die aus Holz gebaut sind. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat gerade einen Holzbaupreis ausgeschrieben, um Bauen mit dem verträglichen Material zu fördern. Klimaverträglichkeit ist in diesem Sommer Chefsache.

In der kommenden Woche geht der Regierende Michael Müller mit FU-Meteorologen auf Tour und spricht mit ihnen über die Herausforderungen, die das Leben in einer heißen Stadt mit sich bringt.