Alexanderplatz in Berlin: Wird der Wohnturm aus Holz gebaut?

Ist das nun der Ausweg aus einer verfahrenen Situation? Wenn es nach dem Grünen-Abgeordneten Andreas Otto geht, könnten die Probleme mit der U-Bahn beim Bau des geplanten 150 Meter hohen Wohnturms des US-Investors Hines am Alexanderplatz womöglich überwunden werden – wenn das Haus aus Holz errichtet wird. „Ein Gebäude, das anstatt aus Stahl und Beton zu einem großen Anteil aus Holz besteht, ist signifikant leichter“, sagte Otto am Montag. „Je weniger Masse, desto weniger Druck und Gefahr für die U-Bahn-Anlagen.“

Wie berichtet, verweigern die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) dem Hochhausprojekt die Zustimmung, weil sie befürchten, dass im Fall einer Havarie mehrere U-Bahn-Schächte mit Grundwasser voll laufen. Unter dem Baugrundstück verläuft der Tunnel der U-Bahn-Linie 5. Er liegt komplett im Grundwasser. Wegen ihrer Bedenken hat die BVG eine für den Bau ausgehandelte Nachbarrechtliche Vereinbarung mit Hines noch nicht unterzeichnet. Ohne die Vereinbarung kommt das Projekt nicht zustande.

Bisher wurde kein Holzhaus in der Höhe gebaut

Der Grünen-Abgeordnete Otto stützt sich bei seinem Vorstoß für ein Holz-Hochhaus auf den Diplom-Designer Tom Kaden. Dieser schätzt, dass sich beim Bau mit Holz ein Viertel bis ein Drittel des Gewichts gegenüber der herkömmlichen Bauweise einsparen lasse. „Ich betreibe seit 25 Jahren Holzbau“, sagt Kaden. Rund 200 Häuser aus Holz seien bislang nach seinen Plänen errichtet worden – vom Feuerwehrgebäude bis zum Mehrfamilienhaus. „Aktuell bauen wir ein 34 Meter hohes Gebäude in Heilbronn“, sagt Kaden. Komplett aus Holz sind auch die meisten seiner Häuser nicht. Untergeschosse und Sockel sowie Treppenhäuser und Aufzugsschächte werden aus Stahlbeton errichtet.

Ein Holzhaus mit einer Höhe von 150 Metern ist bisher zwar noch nicht gebaut worden. Doch sei der Bau eines solchen hohen Gebäudes machbar, sagt Volker Schmid, Professor am Institut für Bauingenieurswesen der Technischen Universität. Das weltweit höchste Holzhaus entsteht derzeit mit 84 Metern in Wien. Mit 64 Metern soll ein etwas kleineres in Hamburg errichtet werden.

Dem Investor wurde die Idee vorgelegt

Beim Brandschutz bewegen sich Holzhäuser nach Angaben von Tom Kaden auf einem „vergleichbaren Sicherheitsniveau“ mit Häusern herkömmlicher Bauart. Kern seiner Sicherheitsphilosophie seien Treppenhäuser und Aufzugsschächte aus Stahlbeton. Die Fassade werde aus Gipsfaserplatten und Mineralwolldämmplatten gestaltet. Preislich bewegten sich Holzhäuser mittlerweile annähernd auf einem Niveau mit herkömmlich errichteten Häusern.

Der Grünen-Abgeordnete Otto sagte, er habe dem Investor Hines seine Idee für ein Holz-Hochhaus vorgestellt. Das Unternehmen habe erklärt, darüber nachzudenken. Auf Anfrage äußerte sich Hines nicht. Die BVG teilte mit, sie könne keine Aussage machen. Dazu müsse sie die Bauplanungsunterlagen sehen. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erklärte: „Grundsätzlich spricht laut Bauordnung nichts dagegen, auch ein Hochhaus in Holzbauweise zu errichten“. Alle tragenden Bauteile sowie die Fassade müssten jedoch „nichtbrennbar“ sein.