Alte Schachteln aus Brandenburg: ein kleiner Trip mit Überraschungen

Der Autor unternimmt einen Tagesausflug in die Region und findet in Brandenburg an der Havel nicht nur Loriots Möpse.

Berlin-Ich habe in meinem Leben schon so manche alte Schachtel gesehen. Doch der ältesten Schachtel bin ich jetzt in der Stadt Brandenburg begegnet. Und zwar im Archäologischen Landesmuseum, in einem alten Kloster. Ich bin fast umgefallen vor Schreck. Hatte gar nicht erwartet, so etwas vorzufinden. Es war nur ein kleines Ausstellungsstück unter Tausenden. Darunter stand: „Rechteckige Schachtel, gefaltete Birkenrinde, um 8000 v. Chr.“. Und später: „das älteste erhaltene, vom Menschen hergestellte Gefäß“. 

Vor zehntausend Jahren fertigte jemand mitten in Brandenburg diese Schachtel aus Birkenrinde.
Vor zehntausend Jahren fertigte jemand mitten in Brandenburg diese Schachtel aus Birkenrinde.Harmsen

Gefunden wurde das kleine Ding nicht etwa in Ägypten, im fernen China oder irgendwo tief in Afrika. Auch nicht bei Ötzi. Nein, der lebte erst fünf Jahrtausende später! Man fand es mitten in Brandenburg, in Friesack. 

Eigentlich habe ich ja Urlaub. Meine Frau und ich wollten nur mal eine Tagestour machen. Die Stadt Brandenburg an der Havel liegt nicht sehr weit weg. Ich wusste, dass man dort kleine bronzene „Waldmöpse“ mit Geweih suchen kann, eine Erinnerung an Loriot, der einst in Brandenburg geboren wurde. Ich erinnerte mich an einen schönen Tag dort während der Bundesgartenschau 2015. Lang ist’s her! 

Aber sonst habe ich von der ganzen Brandenburger Region keine besonders aufregende Vorstellung: lauter Sand, Kiefernwälder, endlose Alleen, stille Orte, Fontane’sche Langweile. Und von der Besiedlung her stelle ich mir vor, dass ewig lange gar nichts los war. Während am Rhein längst die römische Hochkultur tobte, schlichen hier noch immer irgendwelche fellbehängten Typen durch dunkle kalte Wälder. 

Aber, pah, Römer! Brandenburger Funde zeigen: Hier lebten schon vor 130.000 Jahren Menschen. Gefundene Gegenstände sind Zehntausende von Jahren alt. Neben Faustkeilen und Pfeilspitzen sieht man auch uralte Goldringe und eine der ältesten Textilarbeiten der Welt, ein Tragenetz. Steinzeitliche Ur-Brandenburger nahmen bereits erfolgreich Schädeloperationen vor, sogenannte Trepanationen. Im Norden des Landes fand sich das älteste Gräberfeld Deutschlands. Brandenburg ist eine der ältesten Kulturlandschaften überhaupt.

Wie sagte man als Berliner: „Da fährste echt’n Ooge aus!“ Grund genug, mal wieder einen kleinen Ausflug zu machen.