Angela Merkel: Gut, dass die Kanzlerin über das Zittern spricht - ein Kommentar
Keine Frage, das ist eine blöde Sache mit dem öffentlichen Zittern von Angela Merkel. Vor allem für sie selbst. Man kann sich ja gut vorstellen, wie furchtbar es sich anfühlen muss, wenn sie da in dieser öffentlichsten aller Situationen steht und stehen bleiben muss, unzählige Augen und Kameras auf sich gerichtet. Wahrscheinlich schon vorher gepeinigt von der Sorge, dass doch bitte dieses Zittern sie nun nicht wieder ergreifen möge. Und genau das passiert dann natürlich, viele kennen diese Zwangsläufigkeit in psychisch angespannten Situationen. Man kann ihr nur wünschen, dass sie tatsächlich in einem Verarbeitungsprozess steckt, an dessen Ende das Zitterphänomen verschwindet.
Politiker sind keine Maschinen
Aber ist diese wiederkehrende Minuten-Formschwäche der Kanzlerin nun ein Politikum? Gewiss nicht. Es gibt keinen Grund, an Angela Merkels Versicherung zu zweifeln, dass es ihr ansonsten gut gehe. Allein darauf kommt es an. Politiker sind keine Maschinen, sie haben Macken, Schwächen und Krankheiten wie alle Menschen. Das kann man nun an Angela Merkel ganz öffentlich verfolgen. Und sicher nicht zu ihrem Vergnügen spricht sie, die ihr Inneres sonst kaum thematisiert, öffentlich darüber.
Ihr bleibt angesichts der Offensichtlichkeit des Problems freilich auch kaum etwas anderes übrig. Dennoch ist es mehr, als viele andere Politiker sich getraut haben. In den USA wundern sich die Medien darüber, dass die Deutschen angesichts der Bilder von ihrer Kanzlerin so ruhig bleiben. Es spricht für die politische Kultur der Bundesrepublik und für die Glaubwürdigkeit Angela Merkels, dass dies trotz der sonst oft so hysterisch geführten öffentlichen Debatten so ist. Dabei soll es bleiben.