Berlin-Apotheken sind Orte für Frauen. Das ist jedenfalls meine Beobachtung in Berlin. Die Apotheke in meiner Straße macht auch Werbung im Kiez. Darauf zu sehen: Die fünf Frauen, die dort hinter dem Verkaufstresen stehen.
Auch im Schaufenster dominieren Produkte für Frauen, sind nur Bilder, auf denen Frauen zu sehen sind. Auf einem großen Plakat für „Lockermacher“ reibt sich eine Frau die Schulter mit Schmerzöl ein. Auch drinnen richtet sich die Werbung ganz klar an Frauen.
Hier die Auswahl der Werbekarten aus dem Regal gleich neben der Eingangstür: digitale Ernährungsberatung – darauf eine Frau. Daneben: „Mütterbegleitung und Doula“. Was eine Doula ist, steht nicht da, aber der Werbespruch „Dich als Mutter bemuttern“. Daneben die Werbung einer Heilpraktikerin. Die Pastellfarben und Blumen sprechen eindeutig eher Frauen an. Dazu steht dort: „Nichts ändert sich, bis man sich selbst ändert. Und plötzlich ändert sich alles.“ Dazu kommt reichlich Werbung für Seniorenbetreuung – auf den Bildern: nur Frauen.
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„Männer kochen meist nur, wenn sie Geld dafür bekommen“
Der Selbstversuch in den vergangenen Monaten hat gezeigt: Auch in der Warteschlagen sind mindestens zwei Drittel Frauen. Eine kleine private Umfrage ergab ein klares Bild: Männer gehen meist nur dann in die Apotheke, wenn sie etwas für sich selbst benötigen. Frauen gehen in die Apotheke, wenn das Kind krank ist, wenn sie selbst krank sind und natürlich auch, wenn ihr Mann krank ist.
So sind sie. Eine schlaue Frau sagte mir soeben: „Es ist ähnlich wie beim Kochen. Männer kochen meist nur, wenn sie Geld dafür bekommen.“ Das stimmt: In Großküchen regieren meist Männer, im Fernsehen kochen fast nur Männer, und nur ein Dutzend Frauen leitet eines der 300 Sterne-Restaurants in Deutschland.
Das passt zu den Zahlen, die gerade bekannt gegeben wurden. Der Anlass ist der Equal Care Day. Es geht um die unbezahlte Arbeit im Haushalt, auch Care-Arbeit genannt – egal, ob Wäsche waschen, Kinder von der Schule abholen oder die Senioren der Familie pflegen. Meist machen es Frauen, und der Tag soll mahnen, dass Frauen und Männer auch in diesem Bereich längst nicht gleichberechtigt sind.
Der Equal Care Day wäre an diesem Dienstag gewesen, wenn es denn dieses Jahr einen 29. Februar geben würde. Den gibt es aber nur alle vier Jahre. Genau deshalb wurde der Tag auf dieses Datum gelegt, um zu zeigen: Weltweit machen Frauen diese Arbeiten viermal mehr als Männer.
In Deutschland sehen die letzten Zahlen immerhin etwas besser aus: Männer kümmern sich im Schnitt zwei Stunden und 46 Minuten lang pro Tag um die „unsichtbare und unbezahlte Arbeit“ innerhalb der Familie, Frauen hingegen vier Stunden 17 Minuten.