Berlin-In Berlin ist die Arbeitslosigkeit im März wieder etwas zurückgegangen. Das klingt gut, und wirklich zählte man bei den hiesigen Arbeitsagenturen 2062 Arbeitslose weniger als im Februar. Dennoch waren im März insgesamt 209.856 Berliner ohne Arbeit. Es gibt also keine Trendwende, zumal die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich deutlich angestiegen ist. Im März 2020 gab es in Berlin 55.607 Arbeitslose weniger als jetzt. „Ein Jahr Corona-Pandemie hat nachhaltige Spuren auf dem Arbeitsmarkt hinterlassen“, sagt Ramona Schröder, Chefin der regionalen Arbeitsagenturen. „Mehr Arbeitslose in der Region als früher sind schon länger als ein Jahr ohne Job.“
Tatsächlich hat sich die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die also seit mindestens einem Jahr keinen Job haben, innerhalb der letzten zwölf Monate mehr als verdoppelt. Waren im März vorigen Jahres in Berlin noch etwa 34.000 Menschen für so lange Zeit als arbeitslos registriert, so liegt ihre Zahl inzwischen bei fast 71.000.
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Während die Arbeitslosenquote leicht sank, aber mit 10,5 Prozent weiterhin im zweistelligen Bereich und inklusive der über 58-Jährigen und Kranken sogar bei 12,7 Prozent liegt, geht Schröder nicht von einer schnellen Besserung am Arbeitsmarkt aus. Vor allem Unternehmen und Beschäftigte im Gastgewerbe, Einzelhandel, Tourismus und in vielen Dienstleistungsbereichen seien harten Belastungen ausgesetzt. Kurzarbeit habe Firmen entlastet und Betroffene sozial abgefedert. Und: „Wir müssen davon ausgehen, dass die schwierige Situation vorerst anhält und erst im Laufe des Jahres eine Entspannung möglich sein wird“, so die Arbeitsagentur-Chefin.
So ist auch die Nachfrage nach Arbeitskräften in der Stadt stark zurückgegangen. Die Zahl der gemeldeten freien Arbeitsstellen liegt derzeit um mehr als ein Drittel unter dem Vorjahresstand. Damit, so die Einschätzung in der Bundesagentur für Arbeit, sei in Berlin der Beschäftigungszuwachs der vergangenen Monate Anfang des Jahres zum Stillstand gekommen.
Nicht weniger dramatisch ist die Situation auf dem Ausbildungsmarkt. Denn nach wie vor gibt es in Berlin weniger betriebliche Ausbildungsplätze als Jugendliche, die in eine duale Ausbildung einsteigen wollen. Konkret haben sich in den Arbeitsagenturen bisher 14.063 Bewerberinnen und Bewerber für einen Ausbildungswunsch registrieren lassen, während von den Unternehmen bislang nur 10.741 Ausbildungsplätze gemeldet wurden. Das sind über 1000 weniger als vor einem Jahr. In Brandenburg ist das Angebot an Ausbildungsstellen in dieser Zeit übrigens gewachsen. Dort kommen 9516 Bewerber auf 11.553 betriebliche Ausbildungsplätze.