Asylbewerber in Berlin: Keine Dusche und zu wenig Toiletten für die Flüchtlinge in Tempelhof

In den Hangar 1 im ehemaligen Flughafen Tempelhof sind in der Nacht zu Montag die ersten Flüchtlinge eingezogen. Zunächst wurden 30 Asylsuchende, darunter mehrere Familien, untergebracht, sagte Regina Kneiding, die Sprecherin der Sozialverwaltung. Weitere 30 Flüchtlinge wurden im Laufe des Montags einquartiert. Am Abend und in der Nacht sollten drei weitere Busse aus Bayern in Berlin eintreffen, die 150 Flüchtlinge werden ebenfalls nach Tempelhof gebracht. Der frühere Flugzeug-Hangar war am Wochenende als Notunterkunft eingerichtet worden. 55 Zelte aus der geräumten Schmidt-Knobelsdorf-Kaserne in Spandau mit jeweils sechs Doppelstockbetten wurden aufgestellt. 500 Flüchtlinge will der Senat in dem Hangar unterbringen, später soll die Kapazität auf 1000 Plätze erweitert werden.

Angst am Ex-Flughafen

Die Flüchtlinge in dem Hangar waren seit Sonntagnachmittag aus Bayern nach Berlin unterwegs. Ursprünglich sollten zwei Busse mit jeweils 57 Asylsuchenden direkt in die Unterkunft am Columbiadamm fahren. Doch nur ein Bus kam dort an. Der andere war fälschlicherweise nach Eisenhüttenstadt gefahren. Von den Flüchtlingen in Tempelhof wollten viele jedoch nicht in Berlin bleiben und reisten sofort weiter nach Dänemark und Schweden sowie in andere deutsche Städte. Möglicherweise hat sie der Anblick eines Flughafens auch verschreckt. „Offenbar hatten sie Angst, dass sie registriert und gleich wieder abgeschoben werden“, sagte Sibyll Klotz (Grüne), die Stadträtin für Soziales und Stadtentwicklung in Tempelhof-Schöneberg. Sie hat sich am Montag vor Ort über die Situation informiert.

Denn der Hangar 1 am Columbiadamm wurde erst am Wochenende in einer Hauruck-Aktion mit- hilfe der Bundeswehr und des Technischen Hilfswerks als Notunterkunft hergerichtet. Dazu hatte sich der Senat am Freitagabend gezwungen gesehen, weil täglich mehrere hundert Flüchtlinge in Berlin ankommen und die 90 vorhandenen Unterkünfte ausgelastet sind.

„Die Zelte in einem Hangar können nur eine kurzfristige Notlösung sein“, sagt Klotz. Zumal mit dem Senat eine andere Vorgehensweise verabredet war: Ursprünglich sollten die Hangars 3 und 4 für Flüchtlinge hergerichtet werden. Darin sollten Wohn- sowie Sanitär-Container aufgestellt werden. Von Zelten in einem Hangar war laut Klotz keine Rede. Außerdem sei Hangar 1 nicht tauglich für die Unterbringung von Flüchtlingen: Die Statik des Daches ist schwierig, es trägt nur die Last von zehn Zentimetern Schnee und Eis, außerdem ist es undicht. „Es ist menschenunwürdig, Flüchtlinge in Zelten unterzubringen“, so Klotz. Dennoch sei es positiv, dass in der Kürze der Zeit Essenversorgung und medizinische Betreuung aufgebaut wurden.

Columbiabad im Winter stillgelegt und nicht beheizt

Kompliziert ist die sanitäre Situation. Es gibt keine Duschen und zu wenig Toiletten. Wie Kneiding sagt, wurden am Montag zwei große Toiletten-Container aufgestellt. Die Duschen im benachbarten Columbiabad stehen anders als vom Senat dargestellt nicht für Flüchtlinge zur Verfügung. Nach Auskunft der Bäderbetriebe ist das Bad im Winter stillgelegt und wird nicht beheizt. Wie Kneiding sagt, gebe es noch Absprachen mit den Bäderbetrieben.

Ähnlich chaotisch war der Transport der Zelte nach Tempelhof organisiert. Als Umzugshelfer wurde die Einsatzhundertschaft der Polizeidirektion 4 eingespannt. Sie war die Landeseinsatzreserve, die vor allem an Wochenenden für Notfälle bereit steht. „Diese als Umzugshelfer zu nutzen, widerspricht dem Konzept und dem Sinn“, sagte ein leitender Beamter. „Wäre etwas Unvorhersehbares passiert, hätte es viel zu lange gedauert, die Kräfte zu sammeln und zu verlagern.“ (mit kop.)