Berlin-Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, kurz BfArM, hat sich beeilt – und damit drei Firmen offensichtlich überrascht. Am Mittwochabend hat das BfArM Corona-Tests für Laien die Zulassung erteilt: den Tests der Technomed GmbH in Graz/Österreich, der Lissner Qi GmbH in Hamburg und von Siemens Healthcare Diagnostics in Marburg.
„Wir beliefern auch Berlin, zunächst die öffentliche Hand“, präzisiert Siemens-Sprecher Thorsten Opderbeck, der in Marburg gerade viel zu telefonieren hat, weil alle Welt wissen will, wann denn nun die Tests erhältlich sind und wo. „Ab 1. März“, sagt Opderbeck, „können wir liefern. Als Erstes gehen die Tests an Schulen, Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Landes Berlin.“ Von Mitte März an können sich die Apotheken der Stadt eindecken – „über unsere Großhändler“, sagt Opderbeck.
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So viel Zeit muss dann doch sein. Zwar hält Siemens Healthcare im Zentrallager für Europa in Duisburg hohe Stückzahlen des Corona-Tests bereit, denn der wird bereits eingesetzt, allerdings ausschließlich von Profis – von medizinischem Personal. Aber: „Bei der Abgabe an Laien gelten ganz andere Vorschriften“, sagt Christian Splett von der Bundesapothekerkammer (BAK). „Die Packungsbeilage ist anders abgefasst. Das Prozedere der Probenentnahme aus der Nase und die Auswertung des Tests muss schließlich so einfach erklärt werden, dass es auch jeder versteht.“
In Marburg haben sie deshalb noch in der Nacht zum Donnerstag eine neue Gebrauchsanweisung verfasst und gedruckt. „Im Moment“, sagt Thorsten Opderbeck, „sind hier bei uns viele fleißige Hände damit beschäftigt, Packungen zu nehmen, Packungen zu öffnen, alte Beipackzettel herauszunehmen, neue Beipackzettel beizulegen, Packungen zu schließen, Packungen wieder wegzulegen.“
Damit nicht genug: Auf die Tests muss ein Etikett aufgeklebt werden, das diese gut sichtbar als Produkt für Laien ausweist, damit kein Amateur aus Versehen in den Besitz des Profi-Kits gelangt und sich in der Gebrauchsanweisung mit Begriffen konfrontiert sieht wie „nasopharyngealer Abstrich“. Bis die alten Tests in einem neuen Gewand daherkommen, vergehen also ein paar Tage. Und auch die Kommunikation zwischen Vertreiber, Verkäufer und Anwender muss erst in Gang kommen.
Das zeigt ein Schnelltest der fußläufigen Art mittels Stichprobe, durchgeführt am Donnerstagvormittag in Prenzlauer Berg bei zufällig ausgewählten Apotheken. Die häufigsten Auskünfte: „Haben wir nicht.“ – „Wann wir das bekommen, wissen wir nicht genau.“ – „Sie sind heute nicht der Erste.“ – „Fragen Sie am besten kommende Woche noch mal nach.“ Bei einem Drogeriemarkt verweist die durchaus bemühte Verkäuferin auf ein Regal in Kassennähe. Das allerdings enthält Antikörpertests für 49,95 Euro.
„Unsere Tests in Drogerien?“, fragt Thorsten Opderbeck ins Telefon. „Nein, nein! Wir vertreiben unser Produkt über Apotheken, um eine optimale Beratung zu gewährleisten.“ So ähnlich hat das vorher schon Christian Splett von der Apothekerkammer formuliert, als er darüber sprach, wo es die Laientests zu kaufen gibt. Und über das Zulassungsverfahren hat er gesagt: „Das Paul-Ehrlich-Institut nimmt vergleichende Bewertungen von Antigen-Schnelltests in Labor vor.“ 100 positive Corona-Fälle muss so ein Probeverfahren aufgespürt haben, bevor überhaupt erst an eine Zulassung zu denken ist. „Es muss ja sichergestellt sein, dass der Test auch funktioniert“, sagt Thorsten Opderbeck.
Die Experten aus Marburg haben im vergangenen Oktober ihren Test aufgelegt, haben zunächst das europäische CE-Zeichen für geprüfte Sicherheit erhalten. Das bezog sich noch auf die Methode, mit einem Stäbchen im Rachenraum Speichelproben zu nehmen. Angenehmer sei die inzwischen praktizierte Methode, sagt Opderbeck, bei der ein Abstrich in beiden Nasenlöchern vorgenommen wird. „Das Stäbchen zwei bis drei Zentimeter tief einführen, dann fünf-, sechsmal hin- und herdrehen.“
In eine Flüssigkeit muss die Probe getaucht werden. Ein Testplättchen wird beträufelt. Nach 15 Minuten liegt ein Ergebnis vor. Zwei Striche auf dem Kontrollstreifen bedeuten: mit Corona infiziert. Ein Streifen oben: nicht mit Corona infiziert. Ein Streifen unten: hat nicht geklappt, das Ganze noch mal von vorn.
Thorsten Opderbeck hat das sehr viel detaillierter am Telefon erklärt und vermutlich nicht zum ersten Mal an diesem Tag. Auch die anderen beiden Firmen, die jetzt ihre Selbsttests für Laien auf den Markt bringen dürfen, scheinen am Donnerstag mit Anfragen überhäuft zu werden. In Hamburg lautet die Auskunft: „Versuchen Sie es am besten direkt beim Geschäftsführer.“ Das Handy klingelt durch. Wie hieß es noch hier und da in Berliner Apotheken? „Sie sind heute nicht der Erste.“