Autobahn in Brandenburg: A12 heißt jetzt „Autobahn der Freiheit“
Frankfurt (Oder) - Sie gilt als wichtigste Verkehrstangente von West- nach Osteuropa. Wegen der vielen Baustellen ist sie aber auch ein Unfallschwerpunkt in Brandenburg und – leider – die wichtigste Fluchtstrecke für Autodiebe, die ihr Diebesgut nach Osteuropa bringen. Sie verbindet auch zwei europäische Metropolen miteinander: Warschau und Berlin. Seit Donnerstag hat die Autobahn A 12 Berlin-Frankfurt (Oder) einen neuen Namen: „Autobahn der Freiheit“. Die Initiative geht auf Polens Staatspräsident Komorowski zurück, der bereits im Juni dieses Jahres gemeinsam mit Bundespräsident Joachim Gauck die Verlängerung der Autobahn auf polnischer Seite auf „Autostrada Wolnosci“, zu deutsch: Autobahn der Freiheit, getauft hat.
Schriftzug „Autobahn der Freiheit“ auf braunem Untergrund
Kurz vor der Anschlussstelle Frankfurt-Mitte in Richtung Berlin stehen an diesem Donnerstagmittag Damen in Kostümen und Herren in schwarzen Anzügen auf dem ungepflegten Rasen neben der Autobahn vor einem noch verhüllten Schild. Lkw donnern vorbei, sie machen eine Unterhaltung schwer. Dann wird das Tuch über dem Schild gelupft. Der Schriftzug „Autobahn der Freiheit“ auf braunem Untergrund kommt zum Vorschein. Es sieht aus wie eines jener Schilder, die auf eine touristische Sehenswürdigkeit hinweisen. Mit der Beschilderung erinnerten Deutschland und Polen an die friedliche Überwindung des eisernen Vorhangs vor 25 Jahren, sagt Katherina Reiche, die CDU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesverkehrsministerium. Sie vollzieht zusammen mit dem polnischen Minister Jan Litynski und Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) die Umbenennung. „Es war ein polnischer Papst und die polnische Solidarnosc, die das Tor zur Freiheit und Demokratie aufgestoßen haben“, sagt Reiche.
Es sei kein Zufall, dass die Umbenennung gerade am 9. Oktober geschehe, erklärt Vogelsänger. „Genau vor 25 Jahren sind mutige Menschen in Leipzig auf die Straße gegangen. Die Grundlage dafür wurde auch in Polen gelegt.“
Etwa 560 Kilometer lang ist die Autobahn von Warschau nach Berlin. An dieser Strecke stehen nun 23 Tafeln mit dem neuen Namen. 19 zwischen Warschau und der Grenze sowie vier auf dem 58 Kilometer langen Abschnitt auf deutscher Seite. Ein fünftes Schild soll noch am Dreieck Spreeau aufgestellt werden, wenn die Bauarbeiten beendet sind.
An den Baustellen bilden sich immer wieder kilometerlange Staus
Die A 12 wird seit vielen Jahren ausgebaut, erst in vier Jahren sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. An den Baustellen bilden sich immer wieder kilometerlange Staus, vor allem nach Unfällen kommt es häufig zu stundenlangen Sperrungen. Schon deswegen kursieren im Internet böse Kommentare über den neuen Namen – „Realsatire“ ist noch der harmloseste.
Seit Donnerstag ist die Fahrt zumindest zwischen Storkow und Fürstenwalde wieder frei. Eine Woche zuvor war der Bauabschnitt zwischen dem Dreieck Spreeau und Storkow freigegeben worden. Die „Autobahn der Freiheit“ bleibt aber trotz ihres großen Namens und trotz des stetigen Anstieg des Schwerlastverkehrs weiterhin nur zweispurig pro Richtung. Minister Vogelsänger sagt, er kenne und verstehe die Forderungen, die Strecke sechsspurig auszubauen. Doch das sei Bundesangelegenheit. „Wir haben den sechsspurigen Ausbau wieder für den Verkehrswegeplan 2015/2016 angemeldet.“
2013 waren laut Industrie- und Handelskammer drei Millionen mautpflichtige Laster auf der A 12 unterwegs, 200.000 mehr als im Jahr zuvor. Beeindruckt oder überzeugt haben diese Zahlen bisher noch niemanden im Bundesverkehrsministerium. Obwohl nur auf der A 40 vom Ruhrgebiet nach Holland bundesweit mehr Laster unterwegs sind – allerdings auf sechs Spuren.