Bahn saniert Strecke Berlin–Hannover: Womit die Fahrgäste rechnen müssen
Auf der wichtigsten Trasse nach Berlin steht nur noch ein Gleis zur Verfügung. Für die Reisenden hat die DB einen Tipp. Auch andere Routen werden erneuert.

Fahrgäste der Bahn müssen mit zusätzlichen Einschränkungen rechnen. Die Deutsche Bahn (DB) erneuert die Gleise. Betroffen ist eine besonders stark frequentierte Verbindung: die Schnellfahrstrecke Berlin–Hannover. Im Spätsommer kommt eine innerstädtische Trasse in Berlin hinzu. Zwischen dem Haupt- und dem Ostbahnhof können wochenlang keine Fern- und Regionalzüge verkehren, so die DB. Wichtigster Tipp für die Fahrgäste: vor der Reise im Internet nachschauen, wann die Züge fahren.
Wer derzeit mit dem Zug verreisen will, muss sich ohnehin schon auf Änderungen und Unbequemlichkeiten gefasst machen. Weil das 9-Euro-Ticket gut genutzt wird, sind Regionalzüge zu touristischen Destinationen wie der Ostsee voller als sonst. Urlaubsreiseverkehr trägt dazu bei, dass sich auch der Fernverkehr über mangelnde Kundschaft nicht beklagen kann. Ein Bauprogramm, das in diesem Umfang beispiellos ist, sorgt für zusätzliche Herausforderungen – für die Bahn und ihre Fahrgäste.
Fast 14 Milliarden Euro werden in diesem Jahr investiert
So setzt die DB ihr Investitionsprogramm „Neues Netz für Deutschland“ fort. In diesem Jahr soll die Rekordsumme von 13,6 Milliarden Euro von DB, Bund und Ländern in die Schieneninfrastruktur fließen, teilt das Bundesunternehmen mit. Das sind rund 900 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Damit modernisiert und erneuert die Bahn bundesweit rund 1800 Kilometer Gleise, 2000 Weichen, 140 Brücken sowie 800 Bahnhöfe. Damit möchte die DB vor allem mehr Kapazität im Schienennetz schaffen und die vorhandene Infrastruktur leistungsfähiger machen. Doch zuvor gibt es Einschränkungen. Während der Bauarbeiten muss der Zugverkehr verringert werden.
Das gilt derzeit eben auch für die Verbindung zwischen Berlin und Hannover. Dort führen baubedingte Sperrungen dazu, dass in zwei Zeiträumen auf zwei Abschnitten jeweils nur eines der beiden Gleise zur Verfügung steht. Am Montag wurde damit begonnen, zwischen Nennhausen und Wustermark in Brandenburg die Strecke zu erneuern.
Die Arbeiten sollen zum 19. August abgeschlossen werden. Danach ist ein Teilstück in Sachsen-Anhalt an der Reihe. Vom 29. August bis 1. Oktober arbeitet die DB zwischen Nahrstedt bei Stendal und Oebisfelde die Schienen auf und schleift sie. „Das sorgt für eine ruhige und komfortable Zugfahrt“, so die Bahn.
Intercity-Züge sind eine Stunde länger unterwegs – mindestens
Konsequenz für die Fahrgäste: „Die Fahrzeiten der Fernverkehrszüge zwischen Hannover/Braunschweig und Berlin verlängern sich um bis zu 60 Minuten. Darüber hinaus entfallen Halte in Stendal und Wolfsburg sowie teilweise in Berlin-Spandau“, teilt das Unternehmen mit.
Während ICE-Reisende in manchen Fällen keine zusätzliche Fahrzeit oder lediglich eine Viertelstunde mehr einplanen müssen, sollten Intercity-Reisende auf der Linie Berlin–Amsterdam deutlich früher als bisher am Bahnhof sein. Weil diese Züge über Magdeburg umgeleitet werden, sind aus bisher rund zwei Stunden Fahrzeit zwischen Berlin und Hannover mehr als drei Stunden geworden. Zudem wird das Zugangebot eingeschränkt, weil ein Großteil der ICE-Züge von und nach Stralsund auf diesem Abschnitt entfällt.
Im Zeitraum vom 27. August bis zum 16. September wird die Stadtbahn, die stark genutzte Fern- und Regionalbahntrasse in der Berliner Innenstadt, ebenfalls zur Baustelle. „Zwischen Friedrichstraße und Ostbahnhof werden Schienen erneuert. Dafür muss dieser Abschnitt komplett gesperrt werden“, teilt die Bahn mit. Viele IC- und ICE-Züge beginnen und enden nicht im Ost-, sondern im Hauptbahnhof. „Die Züge fahren bis zu 60 Minuten früher ab beziehungsweise kommen um bis zu 60 Minuten später an.“ Das hat sich im Internet aber noch nicht niedergeschlagen. Die Bahn rät auch hier, sich kurz vor der Fahrt über die tatsächlichen Abfahrts- und Ankunftszeiten zu informieren.
Auch auf den Strecken von Berlin nach Dresden und Hamburg wird gebaut
Wie berichtet müssen Reisende in den kommenden Jahren auf anderen wichtigen Verbindungen von und nach Berlin ebenfalls mit Baustellen rechnen – sogar mit Sperrungen, Zugausfällen und Umleitungen.
Betroffen ist unter anderem die Strecke zwischen Berlin und Dresden. „Im Projekt Dresdner Bahn ist von April bis November 2023 das Sperren beider Gleise im Abschnitt Glasower Damm Süd – Rangsdorf einschließlich der Kurven zum Berliner Außenring für umfangreiche Baumaßnahmen an der Fernbahn im Bereich Blankenfelde vorgesehen“, so ein Bahnsprecher.
Eine Folge ist, dass der Fernverkehr zwischen Berlin und Dresden halbiert wird. Während die Eurocity-Züge von und nach Prag über Jüterbog umgeleitet werden, was die Fahrzeit um rund 20 Minuten verlängert, fallen die Intercity-Züge auf diesem Abschnitt aus. Die Intercitys von und nach Chemnitz nehmen anders als bisher die direkte Strecke über Riesa. Der Regional- und der S-Bahn-Verkehr auf der Linie S2 sind ebenfalls betroffen.
ICE-Züge Berlin–Hamburg werden wieder über Stendal umgeleitet
Danach wird die Trasse zwischen Berlin und Hamburg unterbrochen. Dabei geht es unter anderem um die Feste Fahrbahn – ein schotterloses Gleis, bei dem die Schienen auf einer Betonkonstruktion ruhen. Ein Abschnitt in der Prignitz leidet unter Betonkrebs. Die in den 1990er-Jahren sanierte Hamburger Bahn war in den vergangenen Jahren immer wieder eine Baustelle. Allein im vergangenen Jahr wurden 100 Millionen Euro investiert.
„Der Umbau der Festen Fahrbahn zwischen Wittenberge und Dergenthin sowie weitere Maßnahmen auf der Strecke wie neue Schienen, neue Weichen oder die Modernisierung von Bahnsteigen und Überführungen sind im Herbst 2024 und Sommer 2025 geplant“, so der Sprecher. „Hier werden wir wie gewohnt umfassend vorher informieren.“
Weil ein eingleisiger Betrieb Änderungen der Signaltechnik erfordern würde, soll die Hamburger Bahn voll gesperrt werden. ICE-Züge von und nach Hamburg werden über Stendal und Uelzen umgeleitet, was die Fahrzeit verlängert. Auch der Regionalverkehr wird erneut unterbrochen. Dem Vernehmen nach werden sich die Beeinträchtigungen des Betriebs auf insgesamt neun Monate summieren. Die Sperrungen auf der Achse zwischen Hamburg, Berlin und Dresden treffen auch den Güterverkehr hart.