Bauprojekt Spreeufer: Mediaspree speckt ab

Berlin - Als vor 15 Jahren die Baupläne für das Gelände östlich vom Ostbahnhof in Friedrichshain entwickelt wurden, wollte man hoch hinaus. Über hundert Meter hohe Hochhäuser und eng stehende Gebäuderiegel galten als schick. Der damalige Bezirk Friedrichshain wollte mit Großprojekten an der Spree, die später Mediaspree genannt wurden, in der ersten Liga des neuen Berlins mitspielen. Für das Areal um den denkmalgeschützten Postbahnhof am Ostbahnhof waren Kultur, Entertainment, Büros und Gastronomie sowie Wohnen auf engstem Raum vorgesehen.

Von einer „Altlast“ und der „Vergewaltigung des Stadtraums“ spricht der heutige Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg Franz Schulz. Der Grünen-Politiker verantwortet seit der Fusion von Friedrichshain und Kreuzberg auch das Ressort Stadtplanung im Ost-West-Bezirk. Er sei heilfroh, sagt er, dass sich kein Investor für all die Hochhäuser und Gebäudeschluchten gefunden habe. Auch beim Grundstückseigentümer, der Post AG, hat man inzwischen eingesehen, dass die Zeit für überdimensionierte Großprojekte vorüber ist. „Wir haben uns in Absprache mit dem Bezirk entschlossen, die Planungen zu aktualisieren“, sagt der Post-Sprecher Rolf Schulz.

Als erstes wurde auf den Bau von Hochhäusern verzichtet. Drei davon sollten auf dem Postgelände entstehen. Das mit 118 Metern höchste war an der Mühlenstraße/Straße der Pariser Kommune geplant. Zwei weitere, 70 und 40 Meter hoch, sollten an der Grenze zum östlichen Nachbarn, dem Areal der Anschutz Entertainment Group, und vor dem Postbahnhof stehen. Alle drei Gebäude sollen jetzt die Höhe von 47 Metern nicht überschreiten. „Für das Haus vor dem Postbahnhof interessiert sich die Karl-Liebknecht-Stiftung, die will sogar nur ein 25 Meter hohes Gebäude“, sagt der Bürgermeister. Insgesamt sollen auf dem Postgelände 20 Prozent weniger Gebäude entstehen. Bürgermeister Schulz spricht von einem guten Kompromiss: „Wir wollten die Planung ohnehin ändern. Das erzielte Einvernehmen ist gut für alle.“

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Kleinere Flächen für mehr Projekte

Um die Vermarktung zu erleichtern, hat die Post das Gelände zudem parzelliert. Zwei Parzellen sind inzwischen verkauft, darunter das Aushängeschild des Gebietes, der 1842 errichtete Postbahnhof am Ostbahnhof. Das langgestreckte rote Klinkergebäude ist seit gut zehn Jahren ein wichtiger Veranstaltungsort auf insgesamt 4 300 Quadratmetern Fläche. Das Gebäudedenkmal, zu dem auch der Fritzclub gehört, wurde von der P.Ost GbR gekauft, einer Gruppe Investoren, zu denen auch ein Teil der Betreiber gehört. „Der Ort soll weiterhin für Galas, Partys und Konzerte genutzt werden“, sagt Bodo Beutel, Chef der Betreiberfirma P.Ostbahnhof GmbH.

Auf einer weiteren verkauften Parzelle neben dem Grundstück der Anschutz Entertainment Group (AEG) soll noch in diesem Jahr mit dem Bau von Wohnungen begonnen werden. Dafür muss dann das Shake!-Zelt vom Kinderzirkus Cabuwazi weichen. Man sei in Gesprächen mit dem Bezirk über einen Ersatzstandort, heißt es bei Cabuwazi. Wohnungen soll es auch beim östlichen Nachbarn geben. Die AEG, der die Großhalle O2 World gehört, plant gut 56 000 Quadratmeter. Die Wohnhäuser sollen im Bereich der Mercedes-Benz-Vertriebszentrale konzentriert werden, sagt Franz Schulz.

Auch auf dem AEG-Grundstück gibt es einige Änderungen. Westlich der Arena, wo zuerst ein Riesenrad und dann lange Zeit ein Shopping-Center geplant war, entsteht jetzt ein Parkhaus mit bis zu 1 000 Stellplätzen. Fertig soll es in diesem Herbst sein. Dann soll mit dem Bau des Einkaufszentrums begonnen werden, das jetzt an der Warschauer Brücke entsteht.