BER-Eröffnung: Nicht entspannt, aber optimistisch
Berlin - Ein Interview mit Karsten Mühlenfeld? Ist derzeit nicht möglich, teilt der Sprecher des Berliner Flughafenchefs mit. Ein Telefonat? Ist ebenfalls schwierig. Anrufe unter Mühlenfelds Handynummer gehen ins Leere. Es ist auch kein Wunder, dass der Vorsitzende der Geschäftsführung bei der Flughafengesellschaft FBB momentan keine Lust verspürt, sich öffentlich zu äußern.
Denn es wird immer deutlicher, dass beim Flughafenprojekt BER das nächste Desaster droht. Die Hinweise, dass der neue Hauptstadt-Flughafen 2017 nicht mehr ans Netz geht, verdichten sich bedrohlich. Diesmal macht die elektronische Ansteuerung der Türen und die Sprinkleranlage Probleme.
Wohltuend und irritierend
Mühlenfeld wusste in welche Lage er sich begab, als er den Chefposten im März 2015 übernahm. „Ob ich entspannt bin? Nein, das ist wohl das falsche Wort“, teilte er mit. „Ich bin nicht entspannt. Aber optimistisch.“ Er werde es schon schaffen, sagte er. Der Vorschlag, den Maschinenbau-Ingenieur mit 51 Jahren an die Spitze der FBB zu berufen, kam aus Brandenburg. Dort hatte der Berliner, der an der Technischen Universität sein Diplom erworben hat und mit seiner Familie im Süden der Stadt wohnt, zwei Jahrzehnte gearbeitet – beim Triebwerkshersteller Rolls-Royce. Nicht alle Anteilseigner teilten die Begeisterung für ihn: Die Vertreter des Bundes stimmten gegen ihn, es gab auch zwei Enthaltungen.
Mit seiner betont sachlichen, zuweilen etwas knorrigen Ingenieurs-Attitüde erwies sich der Neue bald als Kontrapunkt zu seinem Vorgänger Hartmut Mehdorn, der Gefühlswallungen gern auch öffentlich auslebte. Mühlenfelds nüchterne Art empfinden viele Menschen, die mit ihm zu tun haben, als wohltuend. Doch schon bald zeigte sich, dass auch er zu irritieren vermag.
„Man muss ein dickes Fell haben“
So überraschte er den Potsdamer Sonderausschuss BER mit der Mitteilung, dass im Terminal des neuen Schönefelder Flughafens rund 600 Wände abgerissen werden müssen. Tatsächlich standen aber nur knapp 30 Wände auf der Liste. Bei anderen Themen zeigte er sich dagegen schweigsam. Zu schweigsam, wie auch Politiker meinten.
So wurde erst spät klar, dass Mühlenfelds Planer die Schnittstelle zwischen Bahnhof und Terminal beim Umbau der Entrauchungsanlage schlicht vergessen hatten. Mühselig musste mit Behörden ein Kompromiss ausgearbeitet werden, der dem BER zusätzliche Verzögerungen bescherte. Weitere Kritik an Mühlenfeld gab es bei einem wichtigen Teilprojekt, dem geplanten Bau des provisorischen Regierungsflughafens. Die FBB-Leute ließen das Projekt schleifen und brachten den Bund mit unbedachten Äußerungen gegen sich auf.
In den nächsten Wochen stehen weitere unangenehme Termine für Mühlenfeld an – und für den Aufsichtsrat-Chef Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin. Der SPD-Politiker teilt bereits bei jeder Gelegenheit mit, dass es sein könne, dass der BER erst 2018 öffnet. Den genauen Zeitpunkt muss aber der Flughafenchef mitteilen. „Man muss ein dickes Fell haben“, sagte Mühlenfeld, als er vor knapp zwei Jahren antrat. Das stimmt. Mal sehen, ob es hält.