BER: Flughafenkoordinator Lütke Daldrup im Interview darüber, wie der BER zu retten ist

Die Zeit wird knapp am Flughafen BER. Damit der Eröffnungstermin Ende 2017 gehalten werden kann, will Berlins Regierender Bürgermeister (SPD) jetzt zu einem Spitzentreffen einladen. Flughafenkoordinator Engelbert Lütke Daldrup erläutert, wer teilnehmen soll – und wer sich bewegen muss, wenn das Projekt gerettet werden soll. Dabei spart er nicht mit Kritik. Für ihn ist klar: In den nächsten Wochen muss eine wichtige Entscheidung fallen, sonst wird es schwierig.

Seit etwas mehr als einem Jahr sind Sie Berliner Flughafenkoordinator. Haben Sie es inzwischen bereut, dass Sie diesen Posten übernommen haben?

Nein. Vergnügungssteuerpflichtig ist diese Arbeit allerdings auch nicht.

Im November habe ich Sie gefragt, ob Sie mit mir um sechs Flaschen Wein wetten würden, dass der BER wie zuletzt angekündigt Ende 2017 fertig wird. Halten Sie diese Wette aufrecht?

Eine Wette, die man eingegangen hat, muss man aufrechterhalten. Wobei ich zugestehen muss, dass Ihre Chancen besser geworden sind.

Was ist der Grund?

Ich hätte nicht erwartet, dass die Genehmigung des entscheidenden fünften Nachtrags zur BER-Baugenehmigung so schwierig sein würde. Der Antrag wurde vor mehr als einem Jahr eingereicht, durchlief dann eine neunmonatige Planprüfung und liegt seit Februar in endgültiger Form vor.

Liegt es an der Flughafengesellschaft FBB oder an den Behörden, dass die Genehmigung noch nicht da ist?

Es liegt sicher auch daran, dass die FBB zunächst nicht in der Lage war, zu hundert Prozent prüffähige Unterlagen vorzulegen. Außerdem wurden Probleme, die sich auf die Schnittstelle zwischen Bahnhof und Flughafen beziehen und die seit 2012 diskutiert werden, nie sauber einer abschließenden Klärung zugeführt. An der aktuellen Klärung müssen allerdings alle mitarbeiten, das ist nicht nur Aufgabe der FBB. Die Deutsche Bahn und das Eisenbahn-Bundesamt müssen sich mit dem Flughafen verständigen, damit das gemeinsame Ziel, den Flughafen BER in Betrieb zu nehmen, endlich erreicht wird. Wenn aber jeder auf seinen Standpunkten beharrt, ist das schwer.

Sie arbeiten seit Jahrzehnten in und mit Behörden. Ist das, was Sie am BER erleben, eine andere Qualität?

Aufgrund vieler, sicherlich auch negativer Erfahrungen sind die Behörden sehr vorsichtig. Normalerweise versuchen Behörden, gemeinsam mit dem Antragsteller eine Lösung zu finden, das fällt hier offenbar schwer. Das Maß an Perfektion, das hier eingefordert wird, ist schon sehr hoch.

Was muss geschehen, damit der Flughafen noch 2017 fertig wird?

Wenn die Brandenburger es schaffen, die Baugenehmigung im Juni zu erteilen, dann steigen meine Chancen, bei unserer Wette die sechs Flaschen Wein zu bekommen, wieder. Wenn nicht, wird man den Termin 2017 möglicherweise reißen.

Aber die Genehmigung ist doch nicht das Einzige, was noch ansteht.

Wir brauchen die Baugenehmigung im Juni/ Juli, damit die Prüfingenieure alle Anlagen im Lichte der baurechtlichen Anforderungen abnehmen können. Wir brauchen die Genehmigung auch deshalb im Juni/Juli, damit die neuen Ablufttürme weitergebaut werden können. Erst dann dürfen sie die Außenhaut des Terminals durchstoßen. Das muss bis August 2016 abgearbeitet sein, damit kein weiterer Verzug entsteht.

Halten Sie einen Runden Tisch auf Spitzenebene für sinnvoll?

Letztlich müssen die Fachbeamten die technischen Probleme lösen. Aber der Aufsichtsratsvorsitzende und Regierende Bürgermeister wird noch einmal persönlich auf seinen Brandenburger Kollegen Woidke, Bahnchef Grube und maßgebliche Bundesvertreter zugehen, um alle zu ermuntern, ihre Verantwortung wahrzunehmen. Wir hatten ein solches Spitzentreffen schon einmal angeregt. Doch dann sprach sich Herr Grube dafür aus, sich erst einmal auf Arbeitsebene zu verständigen. Jetzt wird der Aufsichtsratsvorsitzende zu einem Spitzentreffen einladen, und zwar noch für Juni.

Was wäre so schlimm daran, wenn der BER erst 2018 öffnen würde?

Jede Woche, die wir länger als geplant bauen, kostet Geld. Jede Woche, die wir länger bauen, muss diese Region auf den Nutzen, den sie vom BER erwartet, verzichten.

Das Projekt BER steht unter einem schlechten Stern. Wird dieser Stern irgendwann verschwinden?

Irgendwann ist immer alles vorbei. Ich habe mal ein Museum gebaut, in Leipzig, mit dem ich auch Pech hatte. Drei Fassadenfirmen gingen nacheinander pleite. Zweimal musste ich dem Stadtrat erklären, dass das Museum später fertig und teurer wird. Irgendwann kommen alle Projekte zu einem guten Ende. Auch der BER wird fertig werden!