BER: Müller spricht von vier bis sechs Monaten Verzögerung - und irritiert damit

Berlin - Eine Frage steht immer im Mittelpunkt, wenn es um Berlins zukünftigen Flughafen BER geht: Wann eröffnet er endlich? Um es vorwegzunehmen – auch am Mittwoch wurde kein konkretes Datum bekannt. Der Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses hatte den BER-Aufsichtsratsvorsitzenden, den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD), Flughafenchef Karsten Mühlenfeld und die anderen Berliner Aufsichtsratsmitglieder eingeladen, um sich von ihnen die erneute Absage des Eröffnungstermins erklären zu lassen.

Müller und Mühlenfeld taten dies wort- und detailreich. Und Müller gab  einen Fingerzeig, um wie viele Monate die Baustelle derzeit hinter dem Zeitplan liegt. Noch Ende vorigen Jahres sei von einer Verspätung von vier bis sechs Wochen auszugehen gewesen. Nun seien es vier bis sechs Monate. Was das konkret für den Eröffnungstermin bedeutet, könne er als Aufsichtsrat aber nicht sagen. „Die Geschäftsführung muss die Situation aufarbeiten und bewerten.“

Später, im Gespräch mit Journalisten, relativierte Müller seine Äußerung und betonte, die Zahl von vier bis sechs Monaten sei noch nicht belastbar. Bei den Gesprächen, die er in den vergangenen Tagen und Wochen geführt habe, sei aber zweierlei deutlich geworden: dass es erhebliche Verzögerung gibt. Und dass eine Fertigstellung der Baustelle dennoch absehbar ist.

Sprinklerleitungen auf einer Länge von zwei Kilometern

Vor zweieinhalb Wochen hatte Müller offiziell bestätigt, dass der BER nicht wie geplant in diesem Jahr eröffnen kann. Über den Jahreswechsel waren Probleme eskaliert, deren Dimension die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft (FBB) noch wenige Wochen vorher nicht einschätzen konnte.

So funktioniert die elektronische Steuerung von Hunderter Türen im Terminal nicht, wie sie soll. Außerdem müssen Sprinklerleitungen auf einer Länge von zwei Kilometern gewechselt werden, weil sie zu klein geraten sind – da der BER während der Bauphase erweitert wurde, kamen auch tausende Sprinklerköpfe hinzu. Offenbar dachte niemand daran, dass mehr Sprinklerköpfe  auch mehr Wasserzufuhr brauchen.

Müller machte deutlich, dass er unzufrieden damit ist, wie Mühlenfeld ihn und den übrigen Aufsichtsrat informierte. „Es gibt ein Erkenntnisproblem in der Geschäftsführung“, sagte er. Doch zugleich nahm er den BER-Chef erneut in Schutz – wohl auch, weil sich keine personelle Alternative bietet. Die Geschäftsführung habe in zwei Jahren viel mehr bewegt, als in den zweieinhalb Jahren, die zuvor seit der geplatzten Eröffnung vergangen waren. „2012 bis 2014 waren für den BER verlorene Jahre“, sagte Müller. „Das bestätigen  mir alle, die schon länger mit dem Projekt vertraut sind als ich.“

Indirekte Kritik an Wowereit

Ohne sie zu nennen, distanzierte sich Müller damit auch von seinen Vorgängern im Aufsichtsrat, also von  Klaus Wowereit, und vom früheren brandenburgischen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (beide SPD). Es hätte falsche Entscheidungen gegeben, etwa die Kündigung des Generalplaners im Juni 2012. „Damit ging unendlich viel Know-how verloren“, sagte Müller. „Und dieses Wissen fehlte auch Karsten Mühlenfeld, als er am BER anfing.“

In kleinen Schritten soll es nun weitergehen am BER. Im März muss die Geschäftsführung einen neuen Wirtschaftsplan vorlegen – eine durchaus heikle Aufgabe, denn die Verlängerung der Bauarbeiten wird auch viel Geld kosten. Einen belastbaren Terminplan werde es erst geben, wenn alle Unwägbarkeiten geklärt sind. Und so viel wurde deutlich: Das kann noch dauern, zumal in einer Situation, wo die Flughafengesellschaft die Schuld auf die Baufirmen schiebt und diese sie zurückweisen.