Bergmannstraße: Mit Tempo 10 durch Kreuzberg
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Der Mann aus der Nostitzstraße wirkte besorgt. „Ich befürchte, dass die geplante Begegnungszone zu einer großen Partyzone wird. Dass hier noch mehr Kneipentische aufgestellt werden und noch mehr Touristen herkommen“, sagte er. Eine andere Kreuzbergerin äußerte eine andere Befürchtung: Werden jetzt der Fahrradverkehr auf den Straßen und Gehwegen weiter zunehmen? „Schon jetzt ist es wirklich ätzend. Die Radfahrer haben eine Lobby, es stinkt zum Himmel.“ So viel wurde bei der öffentlichen Diskussion des Stadtteilausschusses Kreuzberg, bei der es um den Verkehr im Bergmannkiez ging, klar: Die Pläne, in der Bergmannstraße Berlins zweite Begegnungszone einzurichten, stoßen auf Bedenken.
Begegnungszone? Was ist das eigentlich? Ein Schonraum für Fußgänger und Radfahrer. Sie sollen sich sicherer fühlen, so der Senat. Kraftfahrer müssen die Geschwindigkeit drosseln. Auf der Bergmannstraße wäre abschnittsweise Tempo 10 denkbar, sagt Hans Panhoff (Grüne), Bezirksstadtrat für Planen und Bauen. Zwar soll die Aufteilung des Raums in Gehwege und Fahrbahn erhalten bleiben. Doch Fahrradabstellplätze auf der Straße und Gehwegvorstreckungen sollen dafür sorgen, dass die Autos wirklich langsamer fahren. Zebrastreifen und Haltverbote sind ebenfalls geplant.
Viele Parkplätze fallen weg
Als Erstes soll die Maaßenstraße 2014 auf 220 Meter Länge vom Nollendorf- zum Winterfeldtplatz in Schöneberg zur Begegnungszone werden. Alle Planungsalternativen laufen darauf hinaus, die Fahrbahn von acht auf bis zu 5,50 Meter zu verschmälern. Die Radwege werden aufgehoben, Freiräume entstehen. Die Hauptvariante sieht vor, dass 50 Parkplätze wegfallen – ein Großteil.
Das zweite Projekt betrifft die Bergmannstraße zwischen Mehringdamm und Zossener Straße. „Laut Senat ist fürs erste Vierteljahr 2014 die Bürgerbeteiligung geplant, Ende 2014 sollen die Bauplanungsunterlagen vorliegen, 2015 soll dann gebaut werden“, sagte Helmut Schulz-Hermann, Leiter des Tiefbauamtes Friedrichshain-Kreuzberg. „Das ist zu spät“, meinte Hans Panhoff. Er möchte auch, dass die Begegnungszone nach Osten ausgedehnt wird – bis vor die Marheineke-Markthalle. So soll der Durchgangsverkehr, der auf der Friesen- und der Zossener Straße kreuzt, spürbar ausgebremst werden.
Initiative fordert Sperrung
Doch vielen Bürgern reicht das nicht. Die Anwohnerinitiative Leiser Bergmannkiez verlangt stattdessen, die Zossener Straße vor der Markthalle für den motorisierten Individualverkehr zu sperren. BVG-Busse und Fahrräder sollen dort noch passieren dürfen. „Wir fordern, dass unser Wohnkiez vom zunehmenden Durchgangsverkehr freigehalten wird“, sagte Hans-Peter Hubert, der Sprecher der Initiative.
Die Verkehrslenkung Berlin, eine Senatsbehörde, hält die Nord-Süd-Verbindung allerdings für zu bedeutsam und lehnt die Sperrung ab, berichtete Panhoff. Angesichts der Sorgen und Bedenken sprach er sich dafür aus, die Diskussion mit den Bürgern in einem öffentlichen Planungs-Workshop weiter zu führen.
Dort soll es darum gehen, wie die Begegnungszone wo mit welchen Elementen gestaltet wird. Davon hänge es ab, ob Wirte mehr Platz für Stühle und Tische beanspruchen dürfen, so der Stadtrat. „Wenn Gehwege verbreitert werden, dürfen wir Gastronomen zusätzliche Flächen auf Antrag nicht verweigern.“