Berlin-Berlins Baugeschichte ist reich an Verlusten und Zerstörungen. Der Sprengung des im Zweiten Weltkrieg beschädigten Berliner Schlosses im Jahr 1950 folgte mehr als 50 Jahre später der Abriss des zu DDR-Zeiten errichteten Palastes der Republik. In beiden Fällen sind wichtige bauliche Zeugnisse ihrer Zeit für immer verloren. Das jetzt anstelle des Palastes errichtete Humboldt-Forum führt eines vor Augen: Selbst eine mit großer Akribie vollbrachte Rekonstruktion, hier die der Barockfassaden des früheren Schlosses, vermag es nicht, die Kraft des Originals zu entfalten. Eine Rekonstruktion bleibt immer lediglich eine Erinnerung an das Verlorene.
Wenn jetzt der Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals für den Bau des Freiheits- und Einheitsdenkmals durchlöchert wird, um das neue Denkmal im Erdreich zu verankern, zeigt dies, dass die Verantwortlichen in Bund und Land nichts aus der Geschichte gelernt haben. Denn nun soll wieder ein Stück des alten Berlins geopfert werden. Um es klar zu sagen: Das ist, auch wenn es eine behördliche Genehmigung gibt, ein Frevel.
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Man muss Kaiser Wilhelm I. nicht gut finden, um das für ihn errichtete Denkmal jetzt zu verteidigen. Aber klar ist, dass sich alle, die die Zerstörung des alten Denkmals hinnehmen, an der eigenen Geschichte versündigen. Der Sockel darf nicht beschädigt werden. Und natürlich muss das einzigartige Bodenmosaik des alten Denkmals, mit circa 800 Quadratmeter das großflächigste Bodenmosaik unter freiem Himmel in Berlin, wieder an seinen Original-Platz zurückkehren.
Wenn Gutachter argumentieren, das Bodenmosaik passe nicht mehr an seinen alten Platz, weil die Wippe dort stehen soll, beweist dies nur die verquere Logik der Planung. Denn umgekehrt ist es richtig: Weil an diesem Platz mehr als 100 Jahre lang das Bodenmosaik lag, passt die Einheitswippe dort nicht hin.