Plötzlich weg! Wo sind die Bäume aus dem Berliner Kanzlerpark?

Das Bundeskanzleramt wächst. Dafür werden Bäume im Berliner Kanzlerpark versetzt. Spaziergänger sind in Sorge. Bleibt das jetzt so? Oder gibt es Hoffnung?

Im Kanzlerpark wurden in den vergangenen Tagen Bäume gefällt.
Im Kanzlerpark wurden in den vergangenen Tagen Bäume gefällt.Emmanuele Contini

Als Hedwig G. vor einigen Tagen im Kanzlerpark spazieren ging, traute sie ihren Augen nicht. „Ich sah lauter Baumstümpfe. Und der schöne Wein, der an einer Wand am Helikopterplatz rankte, war auch verschwunden. Das hat mich traurig gemacht“, sagt sie.

Die 72-jährige Rentnerin aus Schöneberg geht regelmäßig im Park spazieren und wunderte sich über die plötzliche Veränderung. Wie andere sicher auch. Grund dafür ist der Erweiterungsbau des Bundeskanzleramtes.

Hedwig G. hat die Arbeiter, die die Bäume fällten, vor Ort angesprochen. „Sie haben mir erzählt, dass sie insgesamt zwölf Bäume entfernen müssen. Das fand ich schade, weil sie alle noch gesund aussahen“, erklärt sie. Die Berliner Zeitung fragte daraufhin beim zuständigen Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung nach, was es mit den Baumfällarbeiten der Laubbäume am Kanzleramt auf sich hat:

„Im Zuge der Baumaßnahme Erweiterungsbau Bundeskanzleramt wurden zum Zwecke der Baufeldfreimachung Fällungen von Bäumen in der zweiten Kalenderwoche durchgeführt“, erklärte eine Referentin. Alle Eingriffe in den Baumbestand seien mit den zuständigen Behörden des Landes Berlin abgestimmt. Grundsatz der Planung sei, die Eingriffe in die Vegetation so gering wie möglich zu halten und unvermeidbare Baumfällungen so weit möglich durch Neupflanzungen vor Ort auszugleichen.

200 Bäume sollen neu gepflanzt werden

„Knapp 180 Bäume müssen zur Errichtung der Gebäudeteile auf dem Baugrundstück dauerhaft entfernt werden“, heißt es weiter. Dafür würden insgesamt rund 200 Bäume im Kanzlerpark, auf den vollständig begrünten Dachflächen des Erweiterungsbaus sowie in den umgebenden öffentlichen Grünanlagen neu gepflanzt werden. Und: Rund 40 Großbäume, die an der Stelle des künftigen Erweiterungsbaus stehen, sollen dauerhaft in umgebende Grünanlagen umgesetzt werden. Rund 35 Bäume würden während der Bauphase entfernt und nach Abschluss der Maßnahme an gleicher Stelle neu gepflanzt.

Mit dem Erweiterungsbau soll die Raumnot des Kanzleramtes beendet werden und alle 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen wieder an einem Standort an der Willy-Brandt-Straße in Tiergarten arbeiten. Dort ist ein sechsgeschossiges Gebäude geplant.

Der Naturschutzbund (Nabu) hat im Hinblick auf die gefällten Bäume keine Bedenken: „Den ökologischen Wert der invasiven Baumart Robinie würde ich nicht allzu hoch einschätzen. Es gibt zur Zeit weitaus gravierendere Eingriffe in die Berliner Stadtnatur“, sagte ein Sprecher des Landesverbands Berlin der Berliner Zeitung auf Anfrage.

Hedwig G. sagt: „Ich hatte mich besonders am rankenden Wein immer so erfreut und schon Schlimmeres befürchtet.“ Sie kann jetzt wieder beruhigt im Park spazieren.