Berlin-Besuch des US-Präsidenten: Obama-Töchter gehen ins Kino

Wenn US-Präsident Barack Obama im Schloss Charlottenburg diniert, sitzen seine beiden Töchter im Kino. Nach Informationen der Berliner Zeitung werden sich die 14-jährige Malia und die zwei Jahre jüngere Sasha am Mittwochabend im Sony Center einen Spielfilm anschauen. Das sei zumindest bisher der Plan, hieß es aus Sicherheitskreisen.

Ob ein mitgebrachter Film eingelegt wird oder einer aus dem Programm in Originalfassung (vielleicht der Supermann-Film „Man of Steel“ in 3D) gezeigt wird, ist noch unbekannt. Mutter Michelle soll währenddessen ihren Mann beim Diner, das Sternekoch Tim Raue zubereitet, begleiten.

Immense organisatorische Anforderungen

Bis dahin sind Töchter und Mutter in der Stadt unterwegs – während der Gatte staatsmännische Termine wahrnimmt. Auf dem sogenannten Damenprogramm steht am Mittwoch die Besichtigung der Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Anschließend werden Michelle Obama und ihre Töchter im Restaurant Käfer auf dem Dach des Reichstags Mittag essen. Danach erhalten sie eine Führung durch den Reichstag. Familie Obama wird auch Souvenirs mitnehmen. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit wird Obama ein Brandenburger Tor aus KPM-Porzellan überreichen, seine Frau erhält eine Vase mit Berlin-Motiv, die Kinder Buddy Bären.

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Nicht nur der Präsident, sondern auch seine Familie muss beschützt werden. Angesichts der vielen Termine sind dies immense Anforderungen. Im Ritz Carlton am Potsdamer Platz, wo der Präsident und seine Familie wohnen werden, wird seit Tagen mehr englisch als deutsch gesprochen. Das Personal, das zum Stillschweigen verpflichtet worden ist, wurde von US-amerikanischen und deutschen Sicherheitsbehörden überprüft. Gäste des Hotels müssen zusätzliche Wege in Kauf nehmen, um in ihre Zimmer zu gelangen. Sie erhielten Sicherheitsplaketten, auf denen ihre Identität festgehalten ist.

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Pariser Platz hermetisch abgeriegelt

Bis zu 8000 deutsche und amerikanische Schutzleute werden in den nächsten beiden Tagen im Einsatz sein. Die Ankunft der Air Force One in Tegel wird für 20 Uhr erwartet. Die Fahrtroute des Konvois vom Flughafen Tegel zum Hotel ist geheim. Sicherheitsbeamte gehen davon aus, dass Obama und seine Frau den Abend nicht im Hotel verbringen werden. Zu seinem letzten Besuch in Berlin als Präsidentschaftskandidat hatte sich Obama mit Studenten im Restaurant Borchardt am Gendarmenmarkt getroffen. Ex-Präsident Bill Clinton speiste bei seinem Besuch im Jahr 2000 im Lokal Gugelhof am Kollwitzplatz.

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Inzwischen sind die Tribünen-Aufbauten am Brandenburger Tor für die Rede des Präsidenten fast abgeschlossen. Der Pariser Platz ist hermetisch abgeriegelt. Bereits jetzt sind Präzisionsschützen des Landeskriminalamtes postiert. Der Platz ist nach Auskunft von Sicherheitsleuten mit Bewegungsmeldern gespickt und wird gefilmt. Die Bilder laufen angeblich in der US-Botschaft auf. „Die Amerikaner lassen uns nicht alles wissen“, sagt ein ranghoher Polizist.

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Rede nur für Eingeladene

Die 4000 geladenen Gäste, vor denen Obama reden wird, wurden von der US-Botschaft eingeladen und vom Auswärtigen Amt vorgeschlagen. Wer teilnehmen darf, entscheidet die amerikanische Seite. Das Auswärtige Amt hat sich an Organisationen gewandt, die auf dem deutsch-amerikanischen Sektor tätig sind und der transatlantischen Freundschaft nahe stehen. Sie wurden gebeten, geeignete Gäste vorzuschlagen. Die Eingeladenen werden neben der Politik, dem Diplomatischen Korps und der Wirtschaft ein breites Spektrum der Gesellschaft repräsentieren, hieß es im Auswärtigen Amt. Selbstverständlich, und das sei Obama besonders wichtig, würden auch viele junge Menschen von Schulen und Universitäten dabei sein. Ein Kontingent ging auch an die US-Botschaft. Wer letztendlich dabei ist, wird sich erst am Mittwoch herausstellen. Man wisse zwar, dass Einladungen ausgesprochen wurden, aber der Treffpunkt und die Art der Sicherheitskontrollen seien bislang den Betroffenen noch nicht mitgeteilt worden, hieß es am Montag.

Reisen eines US-Präsidenten sind mit ungeheurem logistischen Aufwand verbunden. Er führt eigene Autos und gegebenenfalls seinen Präsidenten-Hubschrauber, die Marine One, mit sich. Geliefert werden riesige Mengen Sicherheits- und Funktechnik, Parabolspiegel sowie Black-Hawk-Hubschrauber. Als George W. Bush im Juni 2008 Deutschland besuchte, landete bereits zehn Tage vorher eine vierstrahlige Frachtmaschine vom Typ Boeing C-17. Insgesamt brachten sechs C-17-Transporter und eine Boeing 757 Ausrüstung.

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Luftraum weitgehend gesperrt

Auch dieses Mal ist eine große Logistikflotte auf dem militärischen Teil des Flughafens Tegel gelandet. Vor anderthalb Wochen traf in Tegel die erste C-17 ein. Ab Donnerstag folgten weitere fünf, die unter anderem einen Black-Hawk-Helikopter lieferten. Das konnten Plane Spotter beobachten, wie sich die mit Teleobjektiven ausgestatteten Beobachter nennen.

Der Luftraum über Berlin und Teilen des Umlands wird an diesem Dienstag für viele Flugzeuge gesperrt – betroffen sind kleine Privatmaschinen und sogar Modellflugzeuge. Er ist von 17 Uhr an für alle Flüge, die nach Sicht durchgeführt werden, tabu, bis Donnerstag, 12 Uhr. Das Sperrgebiet reicht in eine Höhe von zirka anderthalb Kilometern, es erstreckt sich in einem Umkreis von rund 55 Kilometern rund um den Berliner Reichstag. Es umfasst Schönhagen und zwei andere Flugplätze, die faktisch geschlossen bleiben. Tegel und Schönefeld bleiben für Verkehrsmaschinen offen.

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