Schlicht ist das neue Schön: Die genügsamen Stars der Gärten

Auf der Landesgartenschau in Beelitz bemerkt die Autorin, dass Pflanzen heute vor allem durch Schlichtheit betören. Wassermangel macht Genügsamkeit zur Pflicht.

Insekten weiden gerne auf der Echinacea.
Insekten weiden gerne auf der Echinacea.AFP/Barbara Gindl

Beim Schlendern über die Landesgartenschau in Beelitz wundere ich mich zunächst ein wenig, ich habe prallere Pracht bei den Ausstellungsstücken erwartet. Stattdessen wehen im lauen Lüftchen große Büschel von Präriegräsern, sanfte Farben schmücken die Blüten von Stauden wie der Echinacea oder dem Fingerhut. Sie machen den Trend deutlich: Wasser sparen!

Ausschließlich Pflanzen, die nur selten gegossen werden müssen, finden sich auf der Ausstellungsfläche der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik Großbeeren. Direkt am Stadteingang wachsen auf 80 Quadratmetern knapp 20 verschiedene dieser Pflanzen. Die rosaviolett und weiß blühende Heil- und Gewürzpflanze Oregano ist auch optisch ein Genuss. Der Steppensalbei in der Nähe besticht in Violett, helllila bis weiße Blüten präsentiert die Bergminze.

Gegossen wird nur einmal im Jahr

Nur selten versorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sie mit Nass, erzählt mir David Zimmerling. Er forscht in Großbeeren zum Thema genügsame Pflanzen und erzählt: „Wir gießen dort nur einmal im Jahr.“ Aus Steppengebieten in Mexiko, USA oder Eurasien und Asien stammend, vertragen die Gewächse beide Extreme: Frost und Hitze.

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Zimmerling erläutert die Moral des zeitgeistigen Gärtnerns: „Ästhetik ist zweitrangig bei der Auswahl von Pflanzen. Vor allem müssen sie mit der Hitze zurechtkommen und Trockenheit vertragen.“ Schließlich ist Brandenburg das trockenste Bundesland Deutschlands und Regen ist selten – in diesem Sommer 2022 besonders.

Wobei die Bescheidenheit zarten Liebreiz hat, wie ich beim Betrachten bemerke. Der betont karge Sandboden wiederum um die Stauden herum ist nützlich. „Der Estrichsand, den man eigentlich zur Betonherstellung verwendet, dient der Verringerung der Wasserverdunstung“, sagt David Zimmerling.

Was hingegen reichlich vorhanden ist, sind Insekten. In den geöffneten Blüten warten reichlich Nektar und Pollen, Raupen futtern an den Gräsern, Schmetterlinge finden dort Nistmaterial. Als wichtiger Bestandteil der Nahrungskette ist Insektenvielfalt existenziell in der Natur. Da ist Fürsorge nötig.