Berlin braucht nicht nur eine bessere Berufsberatung, sondern mehr Lehrstellen

Senat und Wirtschaft wollen mit einer gemeinsamen Kampagne Jugendlichen die Ausbildungsplatzsuche erleichtern. Das darf nicht alles sein.

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Berlin-Die Fakten sind eindeutig: Die Jugendarbeitslosigkeit in Berlin ist fast viermal so hoch wie im Bundesdurchschnitt, das Lehrstellenangebot zudem nicht nur unterdurchschnittlich: Es ist so schlecht wie in keinem anderen Bundesland. Tatsächlich ist das nicht erst seit Corona so,  sondern seit Jahren, doch so richtig schien das bislang kaum jemanden in Politik und Wirtschaft interessiert zu haben. Während sich die hiesigen Unternehmensverbände gern dahinter versteckten, dass jährlich immer noch Tausende Ausbildungsplätze nicht besetzt wurden, gingen doch ebenfalls Tausende Jugendliche bei der Ausbildungssuche leer aus.

Die Pandemie hat diese Lage nochmals verschärft. Viele Betriebe haben ihre Pläne für eine zwei- bis dreijährige Ausbildung gestoppt, weil sie nicht einmal wissen, ob sie die nächsten Monate überleben. Andere hätten gern ausgebildet, konnten aber nicht, weil die Unternehmen geschlossen bleiben mussten. In der Folge verschwanden in der Stadt nicht weniger als 2800 Ausbildungsplätze. Ein großer Teil derer, die im vergangenen Jahr die Schule verlassen haben, sind bis heute orientierungslos und in jedem Fall ohne Lehrstelle.

Immerhin hat Corona damit aber einen Alarm ausgelöst. Endlich haben sich Politik und Wirtschaft zu einem Netzwerk zusammengefunden und eine Kampagne gestartet. Jugendlichen soll bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz geholfen werden. Und endlich ist Berufsausbildung in Berlin auch Chefsache. Allerdings braucht Berlin nicht nur eine bessere Berufsberatung, sondern ganz eindeutig auch mehr Ausbildungsplätze. Denn in diesem Punkt gehört die Hauptstadt zu den zehn schlechtesten Regionen der Republik und rangiert in einer Liga etwa mit Recklinghausen und Eberswalde. Die Kampagne ist dafür bestenfalls ein Anfang.